Hemmerde. .

Dreister und unverschämter geht es wohl kaum noch. Die Mädchen-Figur der bronzenen Schulkinder-Skulptur des Hammer Künstlers Harald K. Müller, die vor der Hemmerder Grundschule steht, ist in der Nacht von Freitag auf Samstag geklaut worden. Vermutlich mit einem Seil und der Kraft eines Autos ist das Kunstwerk aus Bronze brutal aus seiner Verankerung gerissen worden. Nicht nur Ortsheimatpfleger Albrecht Kiese, der Künstler selbst und Ortsvorsteher Klaus Tibbe sind entsetzt. „Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas in Hemmerde möglich ist“, sagt Tibbe.

Fallrohre abmontiert

Wenn jetzt schon selbst Kunst aus dem öffentlichen Raum gestohlen werde, nur um mit dem Metallwert Geld zu machen, sei vermutlich nichts mehr sicher, so der SPD-Ratsherr. Erst vor wenigen Wochen wurden die Fallrohre der Dachrinnen der katholischen Kirche, des Heimatmuseums und der Trauerhalle abmontiert. Die waren ebenfalls aus Kupfer.

Diesmal jedoch ist kein Gebrauchsgegenstand, sondern ein Kunstwerk gestohlen worden. Da geht es vielmehr um ideelle Werte. „Wir haben die Skulptur im September 2008 aufgestellt. Damit wollten wir an 100 Jahre Schulbau in Hemmerde erinnern“, sagt Albrecht Kiese. Das Schulhaus am Friedhofsweg wurde 1909 gebaut. Und die Mittel zur Anschaffung der Skulptur wurden vom Hemmerder Heimatverein aufgebracht.

Der überlegt jetzt, ob er eine zweite Version der Figur in Auftrag geben wird. „Das werden wir in aller Ruhe mit dem Künstler besprechen“, so Albrecht Kiese. Und Künstler Harald Müller ist schwer getroffen. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte er: „Das merkt man in der Seele.“ In der Region hat sich Müller mit zahlreichen Werken verewigt. Beispielsweise stünden mehr als 30 Plastiken aus Bronze in der Stadt Dortmund. In Lünern erinnert eine Plastik an die alte Gerberei. „Das ist das erste Mal, dass ein Kunstwerk von mir gestohlen wird.“

Und das ausgerechnet im lauschigen Hemmerde. Aber genau das dürfte der Grund sein, warum es gerade die Skulptur getroffen hat.

Teil landet in der Schmelze

„Nachts ist doch auf der Dorfstraße kaum noch etwas los“, weiß Albrecht Kiese. Das Kunstwerk steht unweit der Hauptstraße. Eine Anwohnerin habe um Mitternacht herum etwas gehört, sich aber nichts weiter dabei gedacht, so Kiese. Der Heimatverein hat eine Belohnung von 500 Euro ausgesetzt, falls die Täter auf Grund von Hinweisen gefasst werden. Sollte dann auch die Figur wieder auftauchen, gibt’s 1000 Euro, für den der den entscheidenden Hinweis gibt.

„Ich mache mir da aber keine großen Hoffnungen. Das Teil wird zerschnitten und landet irgendwo, vielleicht sogar im Ausland, in der Schmelze.“