Kamen. .

170 Euro im Monat – nur 30 Euro in bar und der Rest in wöchentlichen Gutscheinen a 35 Euro – davon muss Ashgar Bazarganipour irgendwie leben. Das ist noch weniger als das beschämend Wenige, was Asylbewerbern in Deutschland zusteht. Sich selbst bezeichnet der 50-jährige Iraner als „politischen Flüchtling“. Ein Status, den ihm die Behörden offiziell nicht zugestehen. Ganz unverblümt wirft die Stadt Kamen dem Iraner „konsequent unkooperatives Verhalten“ bei seinem Asylbewerberverfahren vor und begründet damit auch die Kürzung von Leistungen.

Bazarganipour „lebt“ seit seiner Flucht vor dem Mullah-Regime in Deutschland. Seine Wohnung ist ein winziges Zimmer in der städtischen Unterkunft im Mausegatt. Aber nicht übergangsweise, sondern inzwischen dauerhaft. Seit 1999 ist der ehemalige Taxifahrer aus Teheran hier sprichwörtlich „gefangen“ und er nennt sein Leben auch „eine Art von offenem Vollzug“. Das aber, betont er, sei ihm immer noch lieber, als in den Iran abgeschoben zu werden und Angst um sein Leben haben zu müssen: „Dann lieber so!“

Als er 1998 nach Deutschland kam, wurde er unter dem Namen Zarganipour aktenkundig. Dass die erste Silbe „Ba“ fehlte – entweder weil sie nicht verstanden wurde oder weil sie der Iraner unterschlug – wird ihm heute als Täuschungsversuch ausgelegt. Dass er sich nicht aktiv bei der iranischen Botschaft um Geburtsurkunde und Reisepass bemüht, begründet Bazarganipour damit, dass er befürchtet abgeschoben zu werden, sobald er diese Dokumente besitzt. „Das aber will ich unter den aktuellen politischen Verhältnissen im Iran auf keinen Fall.“

Und so lebt Bazarganipour ohne anerkannten Status weiter ohne echte Perspektive in den Tag hinein. Woche für Woche, Monat für Monat. Jahr für Jahr zwischen vier Wänden im Mausegatt, die sein „Zuhause“ geworden sind. Ab und zu telefoniert er mit seiner Frau und seiner Tochter im Iran. Die Telefonkarte muss er sich sprichwörtlich vom Munde absparen.

Dass er überhaupt über die Runden kommt, dafür sorgen deutsche und iranische Freunde. Einer von ihnen ist Pedram Darafschi. Auch er Iraner. Auch er bis 2006 Bewohner im Mausegatt. „Auch ich hatte damals schon mit den Behörden zu kämpfen“, erinnert sich der 32-Jährtige. Auch seine Akte blieb bis zu dem Tag offen, an dem sich alles für ihn ändern sollte: Die Hochzeit mit einer Deutschen aus Kamen (von der er seit kurzem geschieden ist) ermöglichte ihm, deutscher Staatsbürger zu werden. Seitdem kann ich mich frei bewegen, ich arbeite in Dortmund als Elektriker und habe mein eigenes Einkommen.

Heute hilft er seinem Freund Ashgar, wann immer er kann. Das geht dann so: „Ich kaufe meine Lebensmittel auf seine Gutscheine ein und gebe Ashgar dafür Bargeld.“