Unna. .

Bevor sich Fikri Basaran setzt, kramt er in der Tasche. Er nimmt die weiß-rote Zigarettenschachtel aus der Tasche und setzt sich in den tiefen Sessel. Jetzt könnte er sich im Raucherraum seines Cafés Extrablatt eine anstecken. Er lässt es aber sein – noch ist die Trenntür geöffnet, erst ab 15 Uhr darf in dem extra hergerichteten Raum geraucht werden. Und wenn es nach der Landesregierung geht, dann bleibt die Kippe bald ganz aus, das Nichtraucherschutzgesetz soll so konsequent werden, wie es immer gedacht war.

Wirt Fikri Basaran hat viel Geld in den Raucherraum investiert, der dem Anschein nach nun überflüssig wird. Aber Basaran bleibt entspannt: „In der Systemgastronomie wussten wir, was passiert.“ Immerhin sei der Nichtraucherschutz in anderen Städten bereits sehr viel weiter vorangeschritten.

Aber der Raucherraum ist nicht nur für die Raucher gedacht. Gerade am Freitag und Samstag sei sein Café übervoll. „Durch den neuen Raum haben wir 10 bis 15 Plätze aus dem alten genommen und auch hier locker eingerichtet, damit die Leute mehr Platz haben.“ Und in gewissem Maße begrüßt er das neuerliche Rauchverbot sogar: „Die neue Regelung ist für jeden gerecht.“ Ihn störten die vielen Ausnahmeregelungen, dabei gebe es nur die Wahl zwischen zwei Alternativen: Entweder soll der Wirt selbst entscheiden oder die Politik verbietet es.

Nüsse statt Kippe

Nach dem ersten leichten Rauchverbot habe er eine Umsatzsteigerung verzeichnet, bloß abends ab 22 Uhr von Sonntag bis Donnerstag sei tote Hose in dem Laden. Deshalb sei es an der Zeit, die Raucher zu beschäftigen, damit sie etwas anderes in den Fingern haben als ihre Kippe. „Vielleicht Nüsse auf die Tische wie in Amerika. Oder vielleicht gibt es Tapas an der Theke“, sagt Basaran. Die Wirte müssten jetzt kreativ werden und den Kunden etwas Anderes bieten.

Denn auch der Raucher sitze nicht unbedingt gerne im Raucherraum, erzählt Fikri Basaran. „Wenn im Raucherraum noch ein, zwei Tische frei sind und ich sie dann den Rauchern anbiete, lehnen die manchmal ab.“ Für die eine Kippe könnten sie auch eben vor die Tür gehen.

Leben und leben lassen

Wegen dieser Kippe wurde damals der Raucherverein „(B)rauchtum Unna“ gegründet, der sich für den Erhalt der Raucherkneipe einsetzt. Entsprechend unzufrieden ist Vorsitzender Gerd Gischas, dass die Regierung abermals versucht, das Rauchen in Kneipen zu verbieten. „Natürlich zwingen wir niemanden zu rauchen. Auch sagen wir nicht, dass Rauchen gesund ist. Im Gegenteil: Rauchen ist schädlich“, sagt Gischas. Trotzdem müsse die verqualmte Kneipe erhalten bleiben – allein wegen des Grundgesetz-Gedanken. „Jeder Mensch hat das Recht auf freie Berufswahl“, sagt Gischas. Und wenn der Wirt im Lokal Raucher haben möchte, dann soll er das dürfen. „Leben und leben lassen“, fordert Gischas. Im Raucherverein würden sich auch immer mehr Nichtraucher organisieren, die sich gegen das Ende der traditionellen Eckkneipe stellen. In der Eckkneipe, die morgens zum Schichtwechsel auf der Zeche öffnete, wurde geraucht – denn der Kumpel, der stundenlang ohne Zigarette gearbeitet hatte, brauchte den Zug, weiß Gischas. „Das ist Ruhrgebietstradition, die muss erhalten bleiben.“