Wulfen. .
„Alles wird schön“ hatte die WAZ vor über zwei Jahren einen Artikel betitelt, in dem Johannes Kratz, Leiter der Gesamtschule Wulfen, Auskunft über die bevorstehende Sanierung der Schule gab. Schwungvoll war er damals und voller Optimismus „Wir werden die Sache meistern.“ Heute klingt er müde, wenn er an die zurückliegenden zwei Sanierungsjahre denkt und an das eine noch vor ihnen: „Alles wird schön, aber es war schmerzhafter als gedacht.“
Damals hing ein großer Plan im Büro des Schulleiters, auf dem genau zu erkennen war, was wann saniert wird und wo wer wann hinzieht. Selbst, wann er sein Büro zu räumen hat, stand da drin. Er hatte es schon einmal geräumt und muss es nun wieder räumen, weil der Teppichboden falsch und nur provisorisch verlegt ist. Der „richtige“ kommt während der Sommerferien.
Es sind Dinge wie diese, die den Zeitplan immer wieder durcheinander gebracht haben. Heute ist er Makulatur, denn eigentlich sollte jetzt alles fertig sein. Doch die Schule ist immer noch verhüllt wie ein Werk von Christo und in weiten Teile des Gebäudes führen Handwerker statt Lehrer Regie. In den Sommerferien übernehmen sie auch die Mensa, die pünktlich nach den Ferien fertig sein soll, sowie die Verwaltung und große Teile der Technik- und der Kunsträume.
„Wenn sie los legen, geht es ziemlich schnell“, lobt Thomas Giesen, eigentlich für die Gestaltung des Schullebens und die Öffnung der Schule zuständig und jetzt auch „Umzugs-Koordinator“: „Offen ist die Schule ja wirklich“, so Giesen, weil in Teilen immer wieder ihrer fast 40 Jahre alten Fassade beraubt, die im Rahmen der energetischen Sanierung samt der Fenster erneuert wird.
„Der Zeitplan ändert sich ständig“, beschreiben die beiden Lehrer die Lage auf der Baustelle, die sich in dem Punkt nicht so sehr von der privater Häuslebauer unterscheidet. Mit dem Abschluss aller Arbeiten rechnen sie optimistisch im Sommer 2013, ganz sicher aber Ende 2013, denn dann endet die Förderung des Projektes aus dem Landesprogramm zur energetischen Erneuerung.
Unverhofftes hat den Zeitplan zusätzlich in Verzug gebracht. Wie die Feststellung, dass das erst vor etwas mehr als zehn Jahren erneuerte Gesamtschuldach bereits wieder undicht ist und die frisch sanierten Decken vereinzelt schon wieder Wasserschäden haben (Bericht 1. Lokalseite).
Im Zimmer des Schulleiters stehen Umzugskisten herum. Fürs Packen sind die Lehrer zuständig, fürs Schleppen die Profis mit den Muckis. Wie viele Kisten haben sie schon gepackt? „400!“ Und einige haben sie auch schon wieder ausgepackt. Wissen sie, was wo drin ist? Ja, dank guter Beschriftung. Ob aber am Ende alle Kisten wiedergefunden und ausgepackt werden? Wer weiß. Schließlich sind sie auf zwei Schulgebäude und die letzten Winkel verteilt. „Im Prinzip sind ständig Kisten unterwegs“, beschreibt Thomas Giesen die Lage. Inzwischen gibt es keinen Platz mehr für weitere Kartons, weil auch der Platz für den Schulbetrieb weiter geschrumpft ist.
Gut dass es das Ausweichquartier in der Matthäusschule für 16 Klassen gibt. Die Sechser, die 2010 in der Matthäusschule eingeschult wurden, werden nach den Ferien umziehen. Die endgültige Verteilung der Klassenräume kommt allerdings erst wenn alles fertig ist.
Mittags gehen die Schüler von der Matthäusschule quasi auf Rädern essen, per Shuttle-Bus werden sie die 1,2 km zur Mensa und zurück gefahren. Drei Lehrer begleiten die Busse. Diese zusätzlichen Aufsichtszeiten werden mit den Lehrerstunden verrechnet. Auch der Mensa, die von einem Verein getragen wird, entstehen zusätzliche Kosten, durch ein Schulfrühstück in der Matthäusschule. „Das ist eine Durststrecke für alle“, erklärt Kratz.
„Die Vorstellung, dass man ein Gebäude so einfach im laufenden Schulbetrieb sanieren kann, hat sich als falsch erwiesen. Das bedarf erheblicher Anstrengungen aller“, meint er weiter. Zu denen, die „Enormes leisten“, gehören die Hausmeister, die ständig und auch am Wochenende im Einsatz sind. Die Handwerker handhaben die Baustelle flexibel, um z.B. bei Klausuren die Belästigungen in Grenzen zu halten. Die kompletten Abiturprüfungen haben in diesem Jahr in der Matthäusschule stattgefunden. Kratz: „Da hat die alte Schule kurz vorm Abriss noch das erste Abitur erlebt.“
Bei allem Ärger und Stress freuen sich die beiden Lehrer am Ergebnis: „Die fertigen Räume sind schön hell, haben eine gute Akustik und ein besseres Raumklima.“ Alle Räume haben neue Deckenplatten, Teppich, Heizung, Elektrik und Netzanschlüsse. Die Schule hat nun statt der Elektro- eine Warmwasserheizung, die mit Holzpellets und Erdgas betrieben werden kann.
Wenn alles fertig ist im nächsten Jahr soll ganz groß gefeiert werden: Die Schule wird dann 40.