Overberge. .

Über Jahrzehnte galt Overberge als die musikalische Hochburg Bergkamens - jedenfalls so lange wie es dem Haus Schmülling gut ging. Dass gerade hier die etwas schrägeren Töne mit Inbrunst gepflegt wurden, lag sicherlich auch daran, dass am 11. September 1965 mit den Rolling Stones ein Hauch der Geschichte des Rock’n’Roll an der damals noch selbstständigen Gemeinde über die A1 vorbeirollte.

Das Overberge Territorium reichte damals mit einigen Zipfeln über die Autobahn hinaus in Richtung Osten. Die Grenze zu Hamm wurde erst in späteren Jahren entlang der Bundesfernstraße begradigt.

Die Herren Mick Jagger und Co. waren auf dem Weg zu ihrem ersten Deutschlandkonzert in Münster. Gelandet waren sie vorher in Düsseldorf. Von dort ging es in Pkw weiter. Bis auf den Bassisten Bill Wyman kamen auch alle „Rollende Steine“ gut durch, nur Wyman blieb am Kamener Kreuz mit einer Autopanne liegen.

Schnell wurde die Autobahnpolizei zur Hilfe gerufen. Da der Stones-Bassist vorher als britischer Soldat in Deutschland stationiert war, konnte er sich auch auf Deutsch verständlich machen. Ohne ihn könne die Band keine Musik machen, erklärte Wyman den Beamten. Die hatten ein Einsehen: Weiter ging’s dann in einer Polizeieskorte durch Overberge zur Halle Münsterland.

Erster Auftritt am 12.7.1962

Die A1 war im Teilabschnitt zwischen dem Kamener Kreuz und Münster war erst wenige Tage vorher am 9. September 1965 eingeweiht worden. Vielleicht hatten die Stones den Termin ihres Gastspiels in Münster auf einen Zeitpunkt danach gelegt, damit es ihnen nicht so erging,wie zwei Jahre vorher Bundespräsident Heinrich Lübke. Er kam von Münster und wollte aufs Autobahnkreuz. Diese Strecke führte damals quer durch Overberge. Allerdings wurde seine Fahrt am Sonntag, 26. Mai, auf der Hansastraße an der Kreuzung bei Schmülling gestoppt. Hier hatte der Festzug des Overberger Schützenvereins mit seinem neuen Königspaar „Karl Wendel und Wilhelmine Frackmann“ Vorfahrt. „Mit einem fröhlichen Lächeln und einem freundli­chen Winken nahm er diesen Aufenthalt jedoch gern in Kauf“, heißt es dazu in den Annalen des Schützenvereins.

Ihren ersten Auftritt hatten die Rolling Stones am 12. Juli 1962 im Londoner Marquee-Club. Dieses goldene Jubiläum der Rockmusik wird anders als die Durchfahrt drei Jahre später einen Nachhall haben.

Am 3. November steigt, organisiert vom Jugendamt und von Stadtjugendpfleger Udo Preising, eine große Geburtstagsparty.

Geburtstagsparty für die Stones

Wie schon beim Beatles-Jubiläum interpretieren unter dem Motto „Let ‘s Spent the Night Together“ Gruppen aus Bergkamen und aus der Region die Musik und die Hits der „Steine“, vorwiegend aus den erfolgreichen 60er und 70er Jahren. Mit dabei ist natürlich Yellow Express, die Soulband um Udo Preising. „Burning Heart“ hat sich unter anderem „Sympathy for the Devil“ ausgesucht. Mona (Lichtenhof) & Dino sind ebenso dabei wie der Gospelchor der Martin-Luther-Kirchengemeinde „HeiLights“. Die Schreberjugend bereitet eine Tanzshow vor. Weitere Interpreten sind „Käptn Horst“, „Cheap Tequila“, „Nothing but Rascals“, „Smoking Bugs“ und „Wooden Music“. Der Eintritt zu der rund vierstündigen Huldigungsshow kostet 10 €.

Um das Mobiliar braucht die Hausherrin des studio theaters, die Stadt Bergkamen, allerdings nicht zu fürchten. Bei den ersten Tourneen der Rolling Stones verwandelten regelmäßig die Fans in maßloser Ekstase Tische und Stühle in Kleinholz. Ähnliches wurde auch beim Konzert in Münster befürchtet. Es gab eine erheblich verstärkte Polizeipräsenz. Vorsorglich wurde sogar der Wasserwerfer aus Dortmund geordert.

Letztlich blieb alles friedlich. Der Deutschen Wochenschau, die ganz groß über den 11. September 1965 in Münster berichtete, blieb nichts anderes übrig, als sich über den wackelnden Hintern von Mick Jagger und seine kreischenden weiblichen Fans lustig zu machen.

INFO

Stones-Fans sollten sich
den Samstag, 3. November,
freihalten. An diesem Abend steigt ab 19 Uhr im studio
theater eine große Geburts­t­ags- party anlässlich des
50-jährigen Rolling Stones-Jubiläums.

Zahlreiche heimische Künstler werden Stones-Songs darbieten.