Kamen. .
Nach Russland, an den Fluss der Träume – die Wolga –, reiste die Neue Philharmonie Westfalen am Sonntag mit ihrem Publikum. Dabei hätten die gut 1000 Besucher den musikalischen Sommerabend allzu gern unter freiem Himmel genossen.
Die Bühne war bereits aufgebaut für die 60 Musikerinnen und Musiker des Orchesters. Aber vier Stunden vor Beginn der GSW Kamen Klassik entschied man sich für die Stadthalle – wegen einer Unwetterwarnung für den Kreis Unna. Generalmusikdirektor Heiko Mathias Förster war denn auch überzeugt davon, „dass es gleich noch regnen wird“. Tat es zwar nicht. Träumen aber konnten die Zuhörer bei wunderbaren Werken unter anderem von Tschaikowsky, Rimsky-Korsakow, Arensky oder Schostakowitsch auch unter dem Dach der Stadthalle.
Drei Zugaben erklatscht
Berauschend wie der Fluss, der mit 3530 Kilometern Länge der längste Fluss Europas ist, geriet der Abend – mit schnellen Wechseln der Dynamik, mal virtuos krachend, mal leise, mal tosend, mal gemächlich dahin gleitend. Unterstützt wurde die Neue Philharmonie von dem 23-jährigen ukrainischen Violinisten Alexej Semenenko, der Tschaikowskys Violinkonzert wunderbar beschwingt und frisch spielte und derart gefeiert wurde vom Publikum, dass er – entgegen der Programmankündigung – nach dem ersten Satz auch noch die Sätze zwei und drei spielte.
Den Auftakt des Konzertabends bildete Anton Stepanowitsch Arenskys Ouvertüre „Der Traum von der Wolga“, gefolgt von Tschaikowskys Violinkonzert, Michail Iwanowitsch Glinkas Oper Ruslan und Ljudmila, die nach einem Gedicht Alexander Puschkins entstand und sehr volkstümlich gehalten ist, sowie Tschaikowskys Dornröschchen-Walzer. Krachend und schmissig wurde es mit dem Säbeltanz von Aram Chatschaturjan, ehe dann das Orchesterwerk Scheherazade von Nikolai Rimski-Korsakov, das auf der Erzählung Tausendundeine Nacht beruht und sich durch zwei typische Merkmale der russischen Musik auszeichnet: eine farbenfrohe Instrumentation und eine im russischen Reich weit verbreitete Begeisterung für alles Orientalische. Für Überraschung sorgte schließlich Dimitri Schostakowitsch Suite für Varieté, die, wie Förster erklärte, eigentlich in eine Manege gehört. Tatsache ist: Das Publikum konnte nicht genug bekommen vom Orchester und seiner Musik und erklatschte sich drei Zugaben, ehe sich die Musiker in den Urlaub verabschiedeten.