Lüdenscheid. .

Weiße Masken, von Schauspieler zu Schauspieler weitergereicht, deuten an, dass es jeden treffen kann. Dass jeder – aus unterschiedlichsten Gründen – Gefahr läuft, Opfer von Ausgrenzung, Verhöhnung, körperlicher und seelischer Gewalt, kurz Mobbing zu werden. Weil er fremd oder anders ist, unbequeme Meinungen vertritt, Unrecht beim Namen nennt oder für Schwächere Partei ergreift. Manchmal auch ohne Grund, weil es immer jemanden gibt, auf dem sich herumhacken lässt. Und immer jemanden, der austeilt, um sich wichtig zu machen oder eigene Unsicherheit zu überspielen.

Ambitioniert setzte sich die Theater-AG der Richard-Schirrmann-Realschule am Donnerstag im selbst entwickelten Stück „Mobbing – Auch dir kann es passieren“ mit ernster, bitterer Thematik auseinander. Zum Ende der schulischen Projektwoche führten die zwölf jungen Akteure, unter Leitung von Thomas Fillinger (Regie) seit einem Dreivierteljahr mit der Ausgestaltung der Szenen beschäftigt, ihre Theatercollage in der kleinen Turnhalle der Schule auf.

„Ich bin unheimlich stolz auf die Truppe“, verriet Fillinger vorab. „Jeder hat sich für alles eingesetzt.“ Aus dem Blickwinkel des Opfers betrachteten die Neuntklässler – ganz in Schwarz gekleidet – das für Mobbingopfer Marie so leidvolle, unerträgliche Geschehen. In den schulischen Alltag, das Elternhaus und den Freizeitbereich leuchtete das Ensemble hinein. Bindeglied zwischen den Szenen, die zeitlich einen Zickzackkurs steuerten, waren die Sitzungen des weiß maskierten Mobbingopfers bei einer Therapeutin.

Die Uhr tickt

„Aus der Erinnerung verläuft die Zeit nicht geradlinig ab“, dazu der Regisseur. Während der gesamten Aufführung tickte eine Uhr – unaufhaltsam, unerbittlich bis zum Tod. Als der Druck zu groß wurde, keiner half, keiner verstand, schluckte Marie Tabletten. Ein schwarzes Tuch deutete ihren Tod an. Lösungen für das Mobbingproblem konnten und wollten die Jugendlichen nicht anbieten. Aufrütteln, sensibilisieren, warnen und mahnen konnten sie in jedem Fall.

Sehr anschaulich brachten sie den Leidensdruck des Opfers – von wechselnden Akteuren dargestellt – und das schäbige Verhalten der Täter zum Vorschein. Auch die Unachtsamkeit der Umgebung war erschreckend. Weder die Eltern, mit sich selbst beschäftigt, noch die Lehrer – hoffnungslos überfordert mit undisziplinierten, aufsässigen Schülern – sahen Maries innere Not. Selbst für den Therapeuten war das Mädchen ein hoffnungsloser Fall. „Untherapierbar“ hieß es schnell. Sprachlosigkeit galt als Verstocktheit, schlechte Noten wurden als Faulheit und Leistungsverweigerung gewertet. Viele Gründe fanden die Jugendlichen, um gegen Mobbing und die Demütigung eines Menschen anzugehen. „Mobbing zerstört das Leben anderer. Mobbing ist kein Spiel, Mobbing ist Gewalt. Bedrückend und aufrüttelnd, das Stück!