Lüdenscheid/Hurghada. . In einem Hotel-Pool im ägyptischen Hurghada verunglückte ein Sechsjähriger aus Lüdenscheid tödlich. Das Hotel wirft dem Vater vor, seine Aufsichtspflicht verletzt zu haben. Der wiederum bestreitet das. Er sagt, der Pool sei tiefer gewesen als auf Schildern angegeben.
Wer trägt die Schuld am Tod des kleinen Dejan? Der Sechsjährige aus Lüdenscheid war in der vorigen Woche im Swimmingpool eines Hotels in Hurghada (Ägypten) ertrunken. Die Hotelleitung wirft dem Vater vor, nicht genug auf sein Kind aufgepasst zu haben. Der Vater, den die WR noch an seinem Urlaubsdomizil erreichte, ist niedergeschlagen – und sieht Versäumnisse beim Hotel und Krankenhaus.
Das „Jungle Aqua Park Resort“ in der ägyptischen Tourismushochburg am Roten Meer ist eine erst drei Jahre alte, weitläufige Anlage. „Wir haben 30 Pools“, berichtete ein Sprecher des Hotels gestern im Gespräch mit der WR. „Elf davon sind für Kinder – aber der kleine Junge ist allein in einen Pool für Erwachsene gegangen“, sagte der Sprecher des Hotels.
Unfallhergang ist unklar
Wie es dort dann zu dem schrecklichen Unfall gekommen sei, wisse derzeit keiner zu sagen. „Plötzlich haben Gäste den Jungen am Beckenboden gesehen und ihn sofort geborgen.“ Rettungsschwimmer und Urlauber hätten sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen. „Nach fünf bis sechs Minuten war unser Arzt dabei und hat die Betreuung des Kindes übernommen.“
Der Vater hingegen sei erst eine ganze Zeit später dazugekommen. „Er hatte T-Shirt und Hosen an; das sah nicht so aus, als sei er in der Nähe gewesen“, behauptet der Hotelsprecher. „Man kann doch ein Kind von sechs Jahren nicht allein in einen Pool für Erwachsene lassen!“
Der Vater, Damian R., bestreitet das. „Mein Sohn ist mit Freunden und Bekannten zu dem Pool gegangen. Ich war auf einer Liege in der Nähe“, beteuert Damian R. Er habe den Menschenauflauf am Pool bemerkt, „aber ich dachte doch nicht sofort, dass das mit meinem Sohn zu tun hat!“ Deshalb habe es einen Moment gedauert, bis er an der Unglücksstelle gewesen sei. Richtig sei, dass sein Sohn, der den Kindergarten beendet hatte und nach den Ferien in eine Grundschule in Lüdenscheid gekommen wäre, nicht schwimmen konnte. „Aber das Wasser dort in dem Pool ist laut Anzeige nur 1,10 Meter tief. Dejan war 1,35 Meter groß.“ Ihm sei aufgrund der Markierungen nicht klar gewesen, dass der Pool auf 1,50 Meter Tiefe abfällt. „Dejan muss da plötzlich abgerutscht sein.“
Behörden haben Leichnam noch nicht freigegeben
Der Unfall ereignete sich bereits am Donnerstag voriger Woche. Dejan kam zunächst in das nächstgelegene Krankenhaus, wurde später in ein anderes Hospital verlegt. „Die Ärzte hatten zunächst gesagt, dass er stabil sei, seine Herzfunktionen waren in Ordnung“, berichtet der Vater. Ohne sein Wissen sei sein Sohn dann plötzlich in ein anderes Hospital verlegt worden. Dort starb Dejan am Samstagabend. „Ich will wissen, was da passiert ist – aber ich bekomme keine Auskunft!“, klagt der Vater im Gespräch mit der WR.
Mittlerweile ist auch die Ex-Frau von Damian R. nach Hurghada gereist. Der Leichnam ist derzeit von den Behörden noch nicht freigegeben, so dass die Eltern noch in dem Urlaubshotel sind. „Ich reise nicht eher ab, als dass ich mein Kind mit nach Deutschland nehmen kann“, sagte Damian R. am Telefon. Vermutlich am Donnerstag soll die Überführung stattfinden.
Bisher keine Unfälle in der Anlage
Die Deutsche Botschaft in Kairo und der deutsche Honorarkonsul in Hurghada sind in den Fall eingeschaltet. „Wir stehen in Kontakt mit dem Vater und haben Hilfe geleistet“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes der WR.
Der Vater des Kindes wie auch der Hotelsprecher bestätigten, dass technische Einrichtungen (z.B. Ansaugrohre) bei dem Unfall keine Rolle gespielt hätten. „Wir haben immer 800 bis 1000 Kinder in der Anlage. Es gab noch nie solch einen tragischen Unfall“, sagte der Hotelsprecher.