Rünthe..


Zähes Vorankommen auf der Werner Straße. Schneckentempo auf dem Ostenhellweg. Auf den klassischen Schnellfahrstrecken in Bergkamen fuhren die Autofahrer gestern gaaaanz langsam. 44 Stundenkilometer statt der oft üblichen 70+. Kein Wunder. Schließlich drohte ein Blitzmarathon.

Die Polizei hatte angekündigt, verschärft das Tempo kontrollieren zu wollen. Das hatte sich herumgesprochen. „26 Stundenkilometer“, murmelte Polizeikommissaranwärter Benjamin Lambart hinter seinem Lasergerät, während er ein herankriechendes Fahrzeug durch sein Messgerät beobachtete. Zusammen mit drei Kollegen stand er am Dienstag am Ostenhellweg in Höhe des Friedhofs und wartete auf die Fahrzeuge, die ihm von der Werner Straße entgegenkamen. Mit Tempo 38. Oder 42.

Polizei war deutlich zu sehen

„Nun ja, wir stehen hier ja auch auf dem Präsentierteller“, sagte Polizeisprecherin Vera Howanietz, die kurz bei ihren Kollegen vorbeischaute, die sich deutlich sichtbar am Wegesrand platziert hatten.

„Leider in der verkehrten Richtung“, bedauerte Heinz Müller (Name auf Wunsch geändert). Heinz Müller gehört zu den rund 250 Bürgern im Kreis Unna, die bei der Polizei ihre „Wutpunkte“ gemeldet hatten - die Straßen, auf denen ihrer Meinung nach zu schnell gefahren wird. „Ich will keinen Ärger mit meinen Nachbarn“, erklärte Heinz Müller , warum sein richtiger Name nicht in der Zeitung stehen soll. Aber er habe sich immer schon geärgert, dass auf dem Ostenhellweg so „gebrettert“ werde. Gerade stadteinwärts, von der Autobahn kommend. „Da haben viele Autofahrer noch eine hohe Geschwindigkeit drauf. Zudem geht es bergab.“ Und wegen der Einfahrten zum Forellenhof oder zum Friedhof bzw. zur Bogenstraße auf der anderen Seite sei dieser Bereich des Ostenhellwegs nicht ungefährlich. „Versuchen Sie da mal, als Radler links abzubiegen.“

Die Polizei nahm den Vorschlag auf und positionierte sich auf dem Ostenhellweg. Allerdings mit der Laserpistole Richtung Werner Straße. „In der Gegenrichtung hätten wir die Autos nicht rauswinken können. Dort besteht keine Möglichkeit zum Anhalten“, erläuterte Vera Howanietz. Und angehalten werden sollten mögliche Verkehrssünder sofort. Quasi als Erziehungsmaßnahme.

Doch die Kelle von Ulrich Kampmann blieb unten. Ein einziger Temposünder - 56 km/h schnell - wurde während des 45-minütigen Kon­trolltermins „ertappt“ und zahlte brav 15 Euro Strafe.

„Bei Geschwindigkeitskontrollen zeigen sich 90 Prozent der Betroffenen einsichtig“, sagte Polizeibeamter Thomas Stephan. „Nur wenige zweifeln oder werden aggressiv.“

Zweiflern könne man auf dem Lasergerät sofort die gefahrene Geschwindigkeit zeigen, erläuterte Benjamin Lambart, während er weiter durch die Linse schaute, hinter der sich tempomäßig so gar nichts tat. Das frustrierte ihn aber nicht. „Das ist doch das Ziel. Wir wollen ja, dass die Autofahrer nicht zu schnell fahren“, sagte er. Und auch Anwohner Heinz Müller war zufrieden, dass vor seiner Haustür mal nicht gerast wurde. „Und es freut es mich auch, dass meine Anregung Ernst genommen wurde.“

INFO

Der Blitzmarathon - es war der 2. - fand gestern NRW-weit statt. Auch in allen zehn Städten und Gemeinden des Kreises Unna gab es Geschwindigkeitskontrollen. Allerdings wurde nicht geblitzt, sondern die Laserpistole eingesetzt.



In jeder der 10 Kommunen kontrollierte die Polizei auch an je einer Straße, die von Bürgern vorgeschlagen worden war.