Lüdenscheid. .
Zur Erinnerung an die Opfer des Brandanschlags von Sivas (Zentralanatolien), bei dem vor 19 Jahren 37 Teilnehmer eines alevitischen Kulturfestivals grausam zu Tode kamen, veranstaltete der alevitische Kulturverein am Samstag in den Museen eine große Gedenkveranstaltung.
Im Rahmen der Ausstellung „Wir hier!“ lief der Themenabend zur Kultur und Geschichte der Aleviten. Das „Sivas Massaker“ vom 2. Juli 1993 stand dabei im Zentrum des mehrstündigen Events, das von den alevitischen Gemeinden Hagen, Menden und Siegen unterstützt wurde. Als Zeitzeugin und unmittelbar Beteiligte ließ die Rechtsanwältin Senal Sarihan, die im Sivas-Prozess die Familien der Opfer vertritt, an den erschütternden Ereignissen während und nach dem Brandanschlag teilhaben.
Außergewöhnlich großen Zuspruch fand die Veranstaltung, die mit einer Schweigeminute für die Opfer begann. Auf die Zuwanderungsgeschichte Lüdenscheids kam Bürgermeister Dieter Dzewas in seinem Grußwort zu sprechen.
Ausstellung ein Erfolg
„Zu Toleranz gehört auch die Kenntnis anderer Religionen“, führte er aus. Das Alevitentum sei erst in den letzten Jahren bekannt geworden. Er habe den Wunsch, dass viele die Ausstellung besuchen, um sich besser kennen zu lernen. Die Ausstellung sei schon jetzt ein Erfolg, bemerkte Museumsleiter Dr. Eckhard Trox mit Blick auf neue Besuchergruppen, die sich die Museen durch „Wir hier!“ erschließen konnten.
Eine emotionale Rede hielt Ali Dogan, Generalsekretär der alevitischen Gemeinde Deutschlands. „Zwölf dieser Mörder leben in Deutschland und haben politisches Asyl bekommen“, erklärte er. Die Menschen, die bei dem Brandanschlag auf das Madimak-Hotel in Sivas (live im Fernsehen übertragen) ums Leben kamen, seien für das Alevitentum und die Demokratisierung der Türkei gestorben.
In Vorträgen führten die angehende Religionswissenschaftlerin Özlem Ögütcü (Uni Marburg) und der Rechtsanwalt Seydi Koparan in die Religion und Geschichte der Aleviten ein. „Die Geschichte der Aleviten ist eine Geschichte der Verfolgung“, führte Koparan aus. „Die Gedenkveranstaltung heute gehört in die unschöne Tradition der Verfolgung und ist in der frühislamischen Spaltung begründet.“