Brambauer. .
Was war Tom Sawyer doch für ein gewitzter Junge. Hat einfach so getan, als sei es die reine Freude, den Zaun zu streichen. Seine Freunde wurden neidisch auf ihn, obwohl das Zaunstreichen eigentlich von Toms Tante Polly eher als Strafarbeit gedacht war. Am Ende war der Zaun weiß, Tom saß faul unter einem Baum und hatte sich sogar noch mit Äpfeln bestechen lassen, den Pinsel herzugeben.
Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn von Mark Twain gehören zu den Klassikern der Kinderliteratur. Tom wird immer noch gelesen, aber der freche Südstaatenjunge muss sich seinen Platz im Kinderbücher-Regal inzwischen mit vielen weiteren, aktuellen Helden teilen. „Wiedersehen mit Vampir“, heißt ein Buch zum Beispiel, „Zuhause redet das Gras“, „Finn released“ oder auch: „Das magische Baumhaus“. Alle diese Titel haben eins gemeinsam: Sie stehen auf dem Wunschbaum der Bürgerbücherei in Brambauer.
Claus-Peter Franek vom Vorstand hat den Wunschbaum selbst zurecht gesägt, bemalt und am Donnerstag in der Bürgerbücherei aufgehängt. Kleine, gelbe Zettel hängen an dem Sperrholz-Baum. Wunschzettel. Auf ihnen haben Kinder ihre Bücherwünsche notiert. Alles Titel, die die Bürgerbücherei nicht im Bestand hat, obwohl der Verein immerhin schon rund 14 000 Medien zum Ausleihen vorhält. „Kinder kommen und wünschen sich Bücher“, sagt Martha Ahlers vom Vorstand der Bücherei, „die wir aber nicht haben.“ Also hat Martha Ahlers kurzerhand den Vorstand davon überzeugt, dass der Wunschbaum her muss. Zu den beliebtesten Titeln gehört zum Beispiel „Das magische Baumhaus“ der US-amerikanischen Schriftstellerin Mary Pope Osborne. Das „Baumhaus“ ist nicht nur ein Buch, sondern eine ganze Reihe. Osborne erzählt die Geschichte von Kindern, die ein verwunschenes Baumhaus entdecken und mit den Büchern darin an die Orte reisen können, die in den Büchern gezeigt werden. Die neuesten Bände fehlen noch in der Bürgerbücherei.
Das könnte sich allerdings bald ändern, denn sobald die 16 Plätze am Wunschbaum voll sind, geht der Bücherei-Verein auf Sponsorensuche. Es können sich auch Interessenten melden, die das eine oder andere Buch spendieren möchten. Das Tor schwingt natürlich auch in die andere Richtung; Sponsoren können auch Bücher vorschlagen und spendieren. Motto: Buch sucht Leser. Dabei ist der Bürgerbücherei-Verein auf Helfer angewiesen. Ein Etat von 800 bis 1000 Euro pro Jahr sorgt für die nötigsten Anschaffungen, erlaubt aber keine größeren Sprünge. Am heutigen Montag startet die Wunschbaum-Aktion offiziell. Ein Haufen Arbeit wartet da noch auf den Verein. Tom Sawyer hätte sich wohl davor gedrückt. Aber der war ja auch ein Lausbub.