Hervest. .

Kultur, Kunst und direkt nebenan ein Konzert mit 20.000 Zuhörern: Kann das gut gehen? Es kann. WDR-Tag und Extraschicht haben eine tolle Symbiose gebildet und ihr Publikum gleichermaßen verzaubert.

Kunst und Kultur an Orten, an denen einst geschafft und der Mythos des Reviers geschaffen wurde: Das Konzept der Extraschicht blieb sich auch in seiner zwölften Auflage treu. Symbolträchtig für Dorsten und das Quartier auf Leopold. Ja, das Licht geht an. Langsam, aber sicher ist für den Kulturfreund zu erkennen, was Ralf Ehlert und sein Team meinen, wenn sie von einer der größten Galerien des Landes sprechen, die da auf Leo entstehen soll. Kunst und Aktion in den Räumen der ehemaligen Zeche. Das ist bekannt und nichts wirklich Neues. Was ist auf Leopold anders? Die Antwort ist vielschichtig. So vielschichtig wie das Angebot. Da ließ es sich wunderbar im Schatten des Torhauses in einem Chill-Beach entspannen. Gespräche unmöglich, weil Katzenjammer nebenan spielte? Fehlanzeige. Der Sound störte nicht die eher sanften Jazz-Klänge. Kunst, eher zufällig an den Rändern der Werksstraße und die Einladung, eine einst verbotene Stadt zu betreten und zu entdecken. „Mein Vater hat über 30 Jahre im Bergwerk gearbeitet. Ich bin nie mit meiner Mutter hinter die hohe Mauer gekommen. Am Torhaus war Schluss“, sagt Gabi Zender, die aus Borken angereist war, um die Wirkungsstätte ihres Vaters von Innen zu sehen. Etliche Mitglieder des MGV Hervest Dorsten 1948 feiern ein Wiedersehen mit ihrem Pütt, als sie in der Lohnhalle mit Bürgermeister Lambert Lütkenhorst und Ralf Ehlert zunächst das Steiger-Lied und dann das Dorstenlied vortragen, das von Ehlert komponiert wurde. Eine Art musikalisch-bürgerlicher Kontrast zu moderner Malerei. Zeichnungen, Grafiken, Installationen: Piotr Sonnewend, Ilona Górecka-Sonnewend und die eingeladenen Künstler wie Eike Gornowicz aus Asbeck und Andrzej Irzykowski aus Lünen stellten in den einst selbst für den gewöhnlichen Bergmann verbotenen Räumen der Grubenwacht aus. Achtung, Hochspannung: Lebensgefahr. Vier dicke, längst gekappte Kabelstummel weisen diesen Kasten als Energiezentrum aus. Energie kann nicht vergehen. Eine These, die Norbert Then mit seiner Feuersäge vor Ort einmal mehr unter Beweis stellte. Then hatte die Künstler Sarah Grothus und Matthias Grothus aus Enschede zu Gast und die Künstler-Gruppe KIM mit wird zudem mit rund 20 ausstellenden und performenden Mitgliedern an den Start gebracht.Ein stiller, aber riesiger Star der Extraschicht: Die Dampfmaschine aus dem Jahre 1912. Der Bergbauverein versorgte die lange Schlange, die sich vor dem Maschinenhaus bildete, mit kalten Getränken und ganz viel Infos aus erster Hand. Die Symbiose von massiver Technik und Kunst war sicher eines der Highlights dieses Tages. Auch musikalisch wurde auf dem Pütt eine Alternative geboten. Klassisches, Jazziges: Es passte. Es passte auch die Party, die von den Kreativen gestaltet wurde und zahlreiche Gäste bis in die frühen Morgenstunden begeisterte. Dabei war ganz sicher immer wieder die von Lichtkünstler George Rathmann mit seiner Laser-Licht-Show erleuchtete Zeche ein Bild, an dem man sich nicht sattsehen konnte. „Diese Illuminationen werden sich verstetigen und demnächst dauerhaft mit dem Einsetzen der Dunkelheit zu sehen sein“, versprach Ralf Ehlert. Licht im Dunkel, Licht am Ende des Tunnels, grünes Licht für die Zukunft von Leopold: Es gab auf dieser Extraschicht etliche Ansatzpunkte des Nachdenkens, aber auch reichlich Momente der Freude. Die Freunde der Kultur können sich jetzt schon auf die 13. Extraschicht freuen. Glück Auf!