Schwerte. .

Haiti?! Das Schicksal der Menschen auf der Karibik-Insel, die noch immer unter den Folgen des Erdbebens leiden, lässt Ulrich Trimpe nicht mehr los. Vor gut einem Jahr war er auf Hispaniola, dem Eiland, auf dem im Westen Haiti und im Osten die Dominikanische Republik liegt. Das Ausmaß an Zerstörung habe er sich vorher nicht ausmalen können, sagt er. Dabei hatte ein Beitrag im Fernsehen bei ihm eine Reaktion ausgelöst, die er vorher noch nie so gespürt hatte. „Ich merkte auf einmal, dass man da kein Zuschauer bleiben darf, sondern helfen sollte“. Aber wie?

Die Welt menschlicher machen

Seit der Ausbildung hat er einen guten Freund namens Christian Reith, der in Velbert-Neviges lebt und dessen Familie eine Erbschaft erhalten hat. Fest im christlichen Glauben verankert, gilt für die Reiths der Grundsatz, dass das mit dem Geld die Welt ein bisschen menschlicher werden soll. Ein Gedanke, der auch Trimpe sehr naheliegt. Er bekam Geld von Reiths Großmutter und flog nach Haiti. „Zunächst bin ich einmal kilometerlang zu Fuß durch die Hauptstadt Port-au-Prince gelaufen. Da war kein Stein mehr auf dem anderen geblieben“, sagt er. „Alles nur Schutt und Asche“. Wenn etwas stehen geblieben war, dann handelte es sich um die Wellblechhüten. Glück im Unglück: Viele Haitianer waren nur deshalb glimpflich davon gekommen, weil die Blechwände bei einem Einsturz weniger gefährlich werden als Mauern aus Stein.

Trimpe suchte die deutsche Botschaft auf und hörte einen Ratschlag, der für ihn zur Richtschnur werden sollte: Wenn er den Menschen wirklich helfen wolle, dann solle er sich auf eine Gruppe von Menschen beschränken. Der Song von Tim Benzko, „Kurz nur noch die Welt retten“, wäre wohl für Ulrich Trimpe der falsche Weg.

Nun hatte der Schwerter aber von einer Insel gehört, auf der die Franziskaner-Schwester Flora Blanchette seit vielen Jahren ein Heim mit 68 Kindern leitet, 22 davon sind schwer behindert. Die benachbarte Schule ist durch das Beben stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Nachdem sich Trimpe mit einem Boot zu der Insel aufgemacht hatte und er mit den Betreuern gesprochen hatte, stand für ihn fest, wofür er sammeln möchte.

Am Samstag, 7. Juli, startet er nun in Richtung Haiti. 200 Kilo an Hilfsgütern hat er inzwischen beisammen. Zudem sammeln er und Christian Reith Geld. Der Wiederaufbau schreitet nur langsam voran, da könne noch jeder Euro gebraucht werden. „Wer uns unterstützt, der kann sicher sein, dass kein einziger Cent für Verwaltungsarbeit drauf geht so wie bei manchen Hilfsorganisationen“, betont Trimpe.

Den Alltag für 90 Minuten vergessen

Doch nicht nur für die Gebäude seien finanzielle Hilfen wichtig, „es gibt Betreuer, die benötigen dringend eine Augen-OP“. Er ist Menschen begegnet, die unter einer Magen-Darm-Krankheit leiden. Behandlungen dort sind so teuer, dass sich die Betroffenen sie nicht leisten können.

Als Trimpe mit den Vorbereitungen der Fahrt durchstartete, kam Christian auf eine, wie er bekennt, durchaus spleenige Idee. „Warum soll man nicht mal den Kindern einen Gefallen tun und Fußbälle mitnehmen“, fragt er sich. Gerade aus den Gesprächen in der Botschaft weiß Trimpe, dass die jungen Haitianer es genießen, wenn sie den Alltag mal vergessen können, zumindest für 90 Minuten.