Lüdenscheid. .

Die Gastwirte in Lüdenscheid sind auf der Palme. Schon wieder soll sich das Nichtraucherschutzgesetz ändern. Und das nicht zu ihrem Vorteil.

Schon bei der ersten Phase 2008 befürchteten die Wirte, die Kundschaft würde ausbleiben, wenn diese jetzt nicht mehr beim Bier oder beim Essen rauchen dürfte. Da halfen noch die Nichtraucherclubs, beziehungsweise die Raucherbereiche. Die Entrüstung hat sich gelegt. „Das hat sich beruhigt“, sagt Heinz-Walter Kaufmann, Vorstand des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Ortsverband Lüdenscheid. „Die Sache hat sich eingespielt, die Leute haben sich damit abgefunden.“ Seiner Kenntnis nach gebe es in Lüdenscheid keine Kneipe und kein Restaurant, das wegen des Nichtraucherschutzes schließen musste. „Das sieht in anderen Gegenden aber anders aus.“

Aber das Rad dreht sich weiter. Denn wenn es nach Ministerpräsidentin Hannelore Kraft geht, ist das Rauchen in Kneipen und Restaurants demnächst grundsätzlich verboten. Das bedeutet, Glaskonstruktionen, die viele Gastrobetriebe einbauten, um eine Raucher- und Nichtrauchertrennung zu erreichen, werden hinfällig (Beispiel Extrablatt). „Das waren derbe Kosten für Kleinbetriebe“. So sieht es auch eine Passantin in der Wilhelmstraße. Grundsätzlich begrüße sie das neue Gesetz. Aber: „Man hätte von vorne herein dieses Gesetz verabschieden sollen, nicht dieses ständige Hin und Her.“

Für die Gastwirte ist dies nicht die einzige schlechte Nachricht in letzter Zeit. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Bettensteuer machte den Unternehmen zu schaffen. „Und der dickste Hammer sind die neuen Gema-Gebühren. So etwas kostet Arbeits- und Ausbildungsplätze“, sagt Kaufmann. „Da muss man ja bald schon einen eigenen Anwalt im Betrieb haben.“

„Ich war bis letztes Jahr starker Raucher, habe aber aufgehört. Ich finde es gut, wenn beim Essen in Gasstätten nicht geraucht wird, aber sonst stört das doch niemanden“, sagt ein Fußgänger. Kaufmann stimmt zu: Er erlebe in seinem Restaurant Heerwiese, dass die Gäste auch von alleine aufeinander Rücksicht nehmen. „Die Leute gehen schon ganz automatisch nach draußen.“ Wenn das Wetter mitspielt.

Für ihn habe das Gesetz vor allem Lücken, beklagt der Lüdenscheider Dehoga-Vorsitzende. „Beim Karnevalsumzug stand ich zwischen zwei Raucherinnen. Das war nicht verboten. Dennoch ist es verboten, dass Nichtraucher in den Restaurants für den Weg zur Toilette durch den Raucherbereich gehen müssen.“

Auch die Schützen beschäftigt das Thema. Denn zukünftig dürfte auch in Festzelten nicht mehr geraucht werden. „Dabei sind solche Zelte gar nicht dicht und der Rauch kann abziehen“, sagt Rolf Linnepe (BSV). Vor allem würde das eine solche Feier auseinander reißen. „Bei 500 Leuten haben Sie doch schnell auch 100 Raucher dabei. Aber es nützt ja nichts.“

Verbraucher sehen das mögliche neue Nichtraucherschutzgesetz durchaus positiv. „Ich glaube auch nicht, dass es sich negativ auf Gastronomiebetriebe auswirkt, wenn es überall konsequent durchgeführt wird“, sagt Anja Weber, selbst Nichtraucherin.

Für Dorothea Appel ist das Argument, der drohenden Kneipenpleiten nur Augenwischerei: Erstens: „Andere Länder zeigen bereits, dass die Kneipen dadurch keinen Nachteil haben.“ Zweitens: „Jetzt werden mehr Nichtraucher dorthin gehen.“