Kamen. . Wo bleibt der Sommer? Wir fragten drei Kamener Wetterexperten: Landwirt Hans-Heinrich Wortmann, Biolehrer Hans-Joachim Haupt, der die Vegetationsentwicklung beobachtet und Petra Borgmann, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Deutschen Wetterdienstes.

Man kann es kaum glauben, aber der Juni im vergangenen Jahr war noch verregneter als dieser. Petra Borgmann, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Deutschen Wetterdienstes blättert in ihrem Wettertagebuch: „Im letzten Jahr war es wesentlich schlimmer. Da gab es Tage im Juni, an denen ich 15 bis 20 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen habe“. In diesem Jahr lagen die Höchstmarken bei 10 bis 11 Liter. Müssen wir uns mit diesem schwachen Trost zufrieden geben? Wir fragten drei Kamener Wetterexperten, was sie von diesem Sommer halten.

Wetterstation im Garten

Seit 15 Jahren beobachtet Petra Borgmann täglich das Kamener Wetter in ihrer Wetterstation im Garten. Wie der Sommer in diesem Jahr wird, das könne sie natürlich nicht sagen. Dafür, wie es nach dem verregneten Juni 2011 weiterging. Dem folgten ein jeweils zur Hälfte verregneter Juli und August. Der Mai war dagegen sehr trocken.

Das war in diesem Jahr anders. „Sonne hatten wir ja eigentlich nur an den Pfingsttagen“, sagt Landwirt Hans-Heinrich Wortmann. Welcher Bauer da nicht seine Heuernte einfuhr, hat nun ein Problem. „Für die Ernte braucht man schon fünf bis sechs Tage trockenes Wetter“, sagt Wortmann. Je länger das Gras noch auf dem Halm steht, desto trockener und nährstoffärmer wird es.

Getreidebauern hingegen, wie Wortmann einer ist, gefällt das feuchte Wetter. Die Bauernregel „Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun’ und Fass“ passt hier ganz gut. „Das Getreide ist jetzt in der sogenannten Kornfüllungsphase“, erklärt Wortmann. Dass der Boden in dieser Zeit mit ausreichend Niederschlag versorgt wird, ist entscheidend für die Bildung der Körner in den Ähren.

Kartoffelbauern wiederum macht bei dem nassen Wetter die Krautfäule zu schaffen. Deswegen müssen verstärkt Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. „Das Wetter kann es eben keinem wirklich recht machen“, lacht Landwirt Hans-Heinrich Wortmann.

Vegetationsentwicklung

„Den typischen Sommer, wie wir ihn früher hatten, werden wir so nicht mehr erleben“, ist Hans-Joachim Haupt, Biolehrer am Gymnasium, überzeugt. Seit Jahren dokumentiert er die Entwicklung der Vegetation. Fazit seiner Beobachtungen für das laufende Jahr: „Die Vegetation wächst unheimlich und ist nicht weiter zurück als im vergangenen Jahr“.

Eine Wetterprognose für die kommenden Monate allerdings wagt auch Hans-Joachim Haupt nicht. Nur so viel: „Der Sommer ist noch nicht verloren.“ Für die kommenden Jahre ist Haupt allerdings überzeugt, dass uns das feuchte Klima erhalten bleibt, „mit starken Winden bis hin zu orkanartigen Böen und schweren Gewittern“.