Weddinghofen. . Wenn die Gemüter auf dem Pausenhof der Pfalzschule richtig hochkochen sollten, weiß Ümran ganz genau, was zu tun ist. Demonstrativ breitet sie ihre Arme aus. „So stelle ich mich zwischen die Streitenden“, erklärt sie. „Jemanden anfassen darf ich aber nicht.“

Wenn die Gemüter auf dem Pausenhof der Pfalzschule richtig hochkochen sollten, weiß Ümran ganz genau, was zu tun ist. Demonstrativ breitet sie ihre Arme aus. „So stelle ich mich zwischen die Streitenden“, erklärt sie. „Jemanden anfassen darf ich aber nicht.“

Die 9-jährige Grundschülerin gehört zu den erstem Streitschlichtern der Pfalzschule, die am Freitag aus den Händen der Schulsozialarbeiterin Corinna Helm-Beyer ihre Urkunden erhalten haben. Die Mitschüler erkennen sie ab sofort an den leuchtend gelben Westen.

Besseres Unterrichtsklima

Seit Herbst vergangenen Jahres haben alle Schüler der Klasse 3a jeweils für eine Unterrichtsstunde pro Woche die Streitschlichterausbildung durchlaufen. Jeder Streithahn muss Gelegenheit haben, seinen Standpunkt in aller Ruhe zu erläutern, lautet eine Grundregel. Wie sie sich beruhigend und vermittelnd verhalten müssen, haben die Kinder ebenso gelernt, wie die Zeichen zu erkennen, dass es an der Zeit ist, Unterstützung von der Pausenaufsicht des Kollegiums zu holen.

Vor der Urkundenausgabe gab es einen einwöchigen Testlauf. So im Schnitt drei Mal pro Pause hätten die Streitschlichter eingreifen müssen, berichtet Ümran. In allen Fällen sei es sehr rasch zu einer Einigung gekommen. Einen schriftlichen „Friedensvertrag“, der das Miteinander regelt, sei bisher nicht notwendig gewesen, berichtet Corinna Helm-Beyer.

Für Klassenlehrerin Britta Wetthauer kam die Streitschlichterausbildung wie gerufen. Sie hatte erst im Februar die 3a übernommen. Rasch merkte sie, wie sich von Woche zu Woche das Verhältnis ihrer 25 Schützlinge untereinander immer besser wurde. „Streitschlichter dürfen natürlich nicht selbst streiten“, schmunzelt sie. Die eine Stunde Fachunterricht, die sie pro Woche für die Ausbildung geopfert habe, zahle sich durch die bessere Lernatmosphäre allemal aus.

„Wir wollen, dass unsere Kinder mehr Eigenverantwortung übernehmen“, betont Schulleiterin Monika Drude. Deshalb sei der Plan von Corinna Helm-Beyer, die am 1. Oktober 2011 an der Pfalzschule auch die Aufgaben einer Schulsozialarbeiterin übernahm, das Streitschlichterkonzept umzusetzen, im Kollegium auf eine breite Zustimmung gestoßen.

Zu diesem Konzept gehört eigentlich auch ein Streitschlichterraum, in dem in aller Ruhe die Gespräche mit den Kontrahenten geführt werden. Den gibt es nicht, weil die Pfalzschule wegen der großen Schülerzahl aus allen Nähten platzt. Eine Rückzugsmöglichkeit besteht es allein im Büro von Corinna Helm-Beyer - in ihrer zweiten Funktion als Leiterin der OGGS der Pfalzschule.