Unna. .
Er wollte nur schnell etwas Bargeld aus dem Automaten ziehen. Karte eingesteckt, Geheimzahl eingegeben – plötzlich rückt Gesellschaft von rechts und links an. Erneut ist am Geldautomaten der Sparkasse an der Hertinger -Straße ein Kunde Opfer eines Trickdiebstahls geworden.
Ein junges Pärchen, geschätzt zwischen 16 und 18 Jahre alt, hat dem 61-jährigen Unnaer am vergangenen Freitag gegen 16.15 Uhr ganze 1000 Euro abgeluchst. In dem Moment, als der Mann am Automaten-Bildschirm den Abhebe-Betrag auswählen konnte, sprach ihn das junge südländisch oder orientalisch aussehende Duo an und bedrängte den Bankkunden.
Das Opfer beteuerte bei der Polizei, es habe seine Automaten-Karte die ganze Zeit im Blick gehabt, die Abbuchung des Höchstbetrages aber erst später am Kontostand bemerkt. „Solche Fälle mehren sich in letzter Zeit“, sagt Vera Howanietz vom der Unnaer Polizei. Derzeit sind bei Trick-Dieben folgende Maschen beliebt:
Der Zeitungs-Trick
Wenn der Geldautomat zur Eingabe des Abhebe-Betrages auffordert, lenken meist mehrere Täter das Opfer ab. Einer hält ein Heft oder eine Zeitung über das Tastenfeld und drückt darunter die Taste für den Höchstbetrag. Dann zieht er die Automaten-Karte ein Stück zurück und entnimmt das Geld. So entsteht beim Opfer der Eindruck, dass der Geldauszahlungsvorgang abgebrochen wurde. Da die Opfer aufgrund des erreichten Höchstbetrags keine erneute Abhebung tätigen können, wenden sie sich an Angestellte der Geldinstitute. Diese Gelegenheit nutzen die Täter zur Flucht.
Der Spenden-Trick
Ähnlich läuft diese Masche mit einer Spenden-Liste auf einem Klemmbrett, das die Täter statt der Zeitschrift vor das Tastenfeld halten. Während das Opfer aufgefordert wird, für einen guten Zweck Geld zu geben, heben die Täter den Höchstbetrag ab. Alternativ schlagen sie mit ihrem Ablenkungs-Manöver in dem Zeitpunkt zu, wenn der Kunde bereits den Abhebe-Betrag ausgewählt hat und nur noch auf das Geld wartet.
Den stibitzten Betrag wird der Bankkunde nicht ohne weiteres von seinem Geldinstitut erstattet bekommen. Das sieht jedenfalls der Bundesverband deutscher Banken so: Sich beim Geld-Abheben ablenken zu lassen, „das ist selten dämlich, das gibt’s doch gar nicht“, findet Sprecherin Julia Topar. „Ganz ehrlich, da haftet der Kunde, weil er seine Sorgfaltspflicht verletzt.“ Auch Wolfgang Benedikt-Jansen, Fachanwalt für Bankrecht, sieht auf Anhieb keine Chance, den Schaden von der Bank erstattet zu bekommen. „Da muss man fair sein. Die Bank kann ihren Kunden nicht gegen alle denkbaren Gefahren schützen.“ Erst wenn die Automaten-Abzocke so Schule mache, dass sie sich zu einer gemeinen Gefahr verdichtet, könne die Bank zu weiteren Vorkehrungen verpflichtet werden.