Halver. .

Bedrückende Atmosphäre in der letzten Halveraner Schlecker-Filiale: Zwar drängeln sich am Freitagmorgen Dutzende Kunden zwischen den Regalen, stehen in langer Schlange an beiden geöffneten Kassen, doch keine Spur von fröhlichem Geplauder über die in wenigen Stunden beginnende Kirmes draußen oder gegenseitige Fragen, was es denn so Neues im Städtchen oder der Familie gibt.

Stattdessen stummes, verbissenes Suchen nach vertrauten Produkten. Doch viele der Flaschen, Tuben, Kartons und Tiegel sind schon weg. Kein Wunder: Mit Rabatten zwischen 30 und 50 Prozent locken die Insolvenz-Verwalter in allen Schlecker-Filialen bundesweit Kunden, um mit dem Abverkauf nochmals Geld in die Kasse zu spülen, damit Gläubiger befriedigt werden können.

„Ganz schlecht“ fühle sie sich, sagt Katharina Groß, seit 21 Jahren bei Schlecker in Halver beschäftigt. Zwar habe sie die Anfänge an der Frankfurter Straße nicht miterlebt, doch schon im Geschäft an der Bahnhofstraße neben dem ehemaligen Postgebäude hat sie Kunden betreut. Da beschleiche sie heute doch ein „komisches Gefühl“, zumal sie in zwei Jahrzehnten Kinder aufwachsen sah, die jetzt schon mit ihren eigenen Kindern in die Filiale kommen. Aber damit ist spätestens am Monatsende Schluss. „So lange verkaufen, bis der Laden leer ist“, lautet die Anweisung für alle Schlecker-Filialen. Und das kann in manchen durchaus bereits in ein oder zwei Wochen der Fall sein. Deshalb rät Katharina Groß allen Kunden, Bestelltes oder auch Foto-Arbeiten so rasch wie möglich abzuholen.

Dank an die Kundschaft

Überhaupt die Kunden – bei denen will sich die Verkäuferin unbedingt bedanken. Nette Gespräche habe sie in all den Jahren geführt, sie habe viel Zuspruch erfahren und manchmal bedankten sich zufriedene Käufer mit Blumen für engagierte Hilfe. Was nach der Abwicklung auf sie und die fünf Kolleginnen warte? Da kann die Breckerfelderin nur hilflos mit den Schultern zucken: „Wir gehen wohl alle in die Arbeitslosigkeit.“ Aber Katharina Groß blickt tapfer-optimistisch in die Zukunft. Da sie keinen Vollzeit-Job wolle, hoffe sie, doch irgendwo wieder eine Beschäftigung als Verkäuferin zu finden.

Ebenso verunsichert wie die Beschäftigten sind die Kunden. „Diese Entwicklung bei Schlecker habe ich nicht erwartet. Ich bin ganz oft hier gewesen“, erzählt eine Frau. „Jetzt muss ich für manche Dinge vielleicht bis nach Lüdenscheid oder Radevormwald fahren.“ Und mit Blick auf eine ältere Dame, die mit einem Rollator in den Gängen unterwegs ist: „Für ältere Menschen, die kein Auto haben, ist das ganz ganz schlecht.“

„Schlecht für Halver, aber auch schlecht für die ganze Region“ halten Rolf Reich und sein Sohn Andre die Auflösung der Drogerie-Kette. „Erst gab es hier zwei Schlecker-Läden, jetzt nur noch einen und bald gar keinen.“ Einem Ausweichen auf „Ihr Platz“ sehen beide mit gemischten Gefühlen entgegen: „Die stehen ja angeblich auch auf der Kippe.“