Bergkamen. . Auch wenn unser Name gar nicht so bekannt ist, kann man uns im Alltag nicht entkommen“, scherzt d Huntsman-Geschäftsführer Armin Stocker. Dazu tragen auch die 85 Mitarbeiter in Bergkamen bei.

Fleckenabweisende Tischdecken und bügelfreie Hemden. Die Zündspule im BMW. Die Schuhsohle von Adidas. Fahrersitze in Formel 1-Fahrzeugen. Oder einfach nur Uhu. Huntsman ist überall drin, steht nur nicht drauf. „Auch wenn unser Name gar nicht so bekannt ist, kann man uns im Alltag nicht entkommen“, scherzt der für Deutschland zuständige Huntsman-Geschäftsführer Armin Stocker. Dazu tragen auch die 85 Mitarbeiter im Bergkamener Werk ihr Scherflein bei.

Seit 2003 in amerikanischer Hand

Seit 2003 ist der amerikanische Weltkonzern auch in Bergkamen ansässig. Das Unternehmen von Firmengründer Jon M. Huntsman (80) kaufte die Sparte „Industriechemikalien“, die sich ursprünglich einmal in Händen von Schering befunden hatte und dann mehrfach weiterverkauft worden war.

Immerhin: Der Sitz auf dem ehemaligen Schering-Gelände ist geblieben, die Sprache jedoch hat sich verändert. Amerikanisch ist heute selbstverständlich an der Ernst-Schering-Straße. Kunden sind Customers. Die Geschäftssparten sind Divisions, und Bergkamen gehört zur Division „Advanced Materials“.

In dieser Unternehmenssparte werden zum Beispiel Kleber hergestellt. Die Chips auf Geldkarten etwa sind mit Kleber aus dem Hause Huntsman befestigt. Aber auch im Schuhspray befinden sich Stoffe aus Bergkamen. Und ganz besonders stolz ist man auf die Fahrersitze für Formel 1, die bei Huntsman in Bergkamen konstruiert und hergestellt werden. „Auch an der Hanghzou-Brücke in China waren wir beteiligt“, sagt Dr. Marco Wessels, der im Bergkamener Werk für die Qualitätssicherung zuständig ist. Die Pfeiler der 36 Kilometer langen Meeresbrücke wurden unter Wasser mit Materialien aus dem Bergkamener Werk gegen Korrosion geschützt.

Krise ist überstanden

„Wir haben viele nennenswerte Geschäftspartner zu bieten“, schildert Armin Stocker und zählt auf: Lamborghini, Siemens, Boeing. Der Airbus etwa ist mit Huntsman-Materialien verklebt, ebenso wie die Gepäckträger in den Waggons der Bahn. Und Flügeln von Windrädern sind mit Huntsman-Material laminiert. „Unsere Strategie geht auf. Wir wachsen“, sagt Armin Stocker.

Das war nicht immer so. Die Wirtschaftskrise, vor allem der Einbruch in der Autoindustrie, machten dem Unternehmen vor drei, vier Jahren stark zu schaffen. Doch das ist Geschichte. Statt jährlich 8.500 Tonnen Industriechemikalien - ein Tiefpunkt im Jahr 2009 - werden mittlerweile über 13.000 Tonnen in Bergkamen hergestellt. Tendenz steigend. „2015 peilen wir 15.500 Tonnen an. Das ist eine sehr gute Entwicklung“, sagt Dr. Jürgen Ellmann, der am 1. Juni die Werkleitung in Bergkamen von Armin Stocker übernommen hat, damit sich dieser ums nationale Geschäft kümmern kann.

Damit es weiter brummt, sucht das Bergkamener Werk derzeit zwei weitere Chemikanten. Ein schwieriges Unterfangen. Stichwort: Arbeitskräftemangel. Mit der Ausbildung eigener Leute - sechs Azubis gibt es derzeit - könne der Bedarf gar nicht gedeckt werden.

INFO

2011 erwirtschaftete der amerikanische Huntsman-Konzern weltweit mit 12 000 Mitarbeitern einen Umsatz von 11 Mrd. Euro.

Huntsman produziert und vertreibt weltweit Chemikalien. Das Spektrum reicht von Farben über Kunststoffe bis hin zu Produkten für Reinigungsmittel, Möbel oder Auto- und Luftfahrtindustrie.

In Deutschland gibt es sechs Produktionsstätten. Bergkamen gehört zu einem der weltweit 13 Produktionsstandorte des Unternehmensbereichs „Advanced Materials.“

Die Anwendungsbereiche „Advanced Materials“ reichen von Klebstoffen über Luft- und Raumfahrt bis Windkraftanlagen.