Kamen. .

Eine BFDler-Karriere wie aus dem Bilderbuch: Mit 18 hatte Dennis Kröning die Fachoberschulreife in der Tasche und wollte beruflich durchstarten. Knapp 100 Bewerbungen später hatte er immer noch keine Lehrstelle gefunden. Statt aufzugeben, suchte der heute 19-jährige nach Alternativen, stieß auf den damals noch neuen Bundesfreiwilligendienst und fing am 1. Oktober 2011 als BFDler im Hellmig-Krankenhaus Kamen an.

Bessere Chancen bei Arbeitgebern

Beim seinem Einsatz im Lager und der Entsorgung lernte er unter anderem, wie man Waren bestellt, einordnet und einlagert, Lieferscheine bucht und eine sinnvolle Vorratshaltung betreibt. Eine abwechslungsreiche Arbeit, die sich für den jungen Mann Spaß auszahlt. Beim neuen Versuch, einen Ausbildungsplatz zu finden, schickte er jetzt nur zehn Bewerbungsmappen raus – und hatte Erfolg. Ab 1. August wird Dennis Kröning bei einem Bönener Unternehmen zur Fachkraft für Lagerlogistik ausgebildet und startet in einen Beruf mit Zukunft. Die Erfahrungen aus dem Bundesfreiwilligendienst und die Tatsache, dass er selbst sein Schicksal in die Hand nahm, überzeugten den künftigen Arbeitgeber gleichermaßen.

Alles richtig gemacht also und ein gutes Beispiel für andere - sollte man meinen. Wer heute allerdings einen ähnlichen Weg gehen will, wird bürokratisch ausgebremst. Wegen des unerwartet großen Zuspruchs genehmigt das zuständige Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben bis August 2012 keine Neueinstellungen mehr, und es gibt auch keine Möglichkeit, bestehende Verträge zu verlängern. Selbst für die Zeit bis Februar 2013 werden keine konkreten Zusagen gegeben. „Wenn heute zum Beispiel ein Abiturient zu uns kommt und ein Jahr Wartezeit auf einen Studienplatz überbrücken will, können wir ihm nicht sagen, ob er im August anfangen kann, zum Jahresende, im neuen Jahr oder vielleicht auch gar nicht. Wer aber überhaupt eine Chance haben will, muss sich bereits jetzt entscheiden, denn nur konkrete Verträge werden vom Bundesamt überhaupt geprüft und dann eventuell genehmigt“, erklärt Prokurist Heinz-Georg Wessels vom Hellmig-Krankenhaus das Dilemma.

Dabei ist der Bedarf zweifelsohne groß: Bis zum Wegfall der Wehrdienstpflicht waren am Kamener Krankenhaus 15 Zivildienstleistende beschäftigt. Die Streichung dieser Stellen wurde zunächst durch 15 BFDler aufgefangen. Im Dezember noch hatte man die Zahl der Freiwilligen auf 20 aufstocken können, aber nun ist völlig offen, wie es weitergehen kann. „Nur eines ist sicher: Es gibt genug Arbeit, die getan werden muss und jede Menge Bewerber“, betont Geschäftsführer Norbert Vongehr. Menschen jeden Alters sehen im Bundesfreiwilligendienst eine Chance.

Tiefe Einblicke ins Arbeitsleben

Im Kamener Krankenhaus können sie im Bereich der Pflege, der Haustechnik, in der EDV, im Einkauf, im Hol- und Bring-Service und eben im Lager mitarbeiten und tiefe Einblicke in die Arbeitswelt gewinnen. Und das interessiert Wiedereinsteigerinnen, Abiturienten, Langzeitarbeitslose und Jugendliche ohne Ausbildungsplatz gleichermaßen. Dass das sinnvolle Angebot nun an bürokratischen Hürden und fehlenden öffentlichen Geldern scheitern soll, versteht niemand. „Wir haben hier Anfragen von sehr engagierten Menschen, die ihr Leben in die Hand nehmen und einen Beitrag für die Allgemeinheit leisten möchten und müssen sie ausbremsen“, bedauert Klinikchef Vongehr.