Oberhausen. . „Rocket“ ist erstmals bei der Fronleichnamskirmes. So macht Michael Goetzke sein Fahrgeschäft sicher

Langsam hebt die Rakete ab und einen Moment wiegt man sich in Sicherheit. Alles halb so schlimm. Bis die Gondeln rotieren. Schnell, immer schneller. Zehnmal in der Minute, mit bis zu 40 Stundenkilometern, drehen sie sich, überschlagen sich, bleiben über Kopf stehen. Und das alles auch noch in 60 Metern Höhe?

„Rocket“ heißt das neue Fahrgeschäft, das bei der diesjährigen Fronleichnamskirmes Premiere feiert. Nichts für Zartbesaitete, möchte man behaupten. Schausteller Michael Goetzke schüttelt entschieden mit dem Kopf. „Das kann man so nicht sagen. Wem bei dem Gedanken ans Überschlagen mulmig wird, für den gibt es ja auch zwei Gondeln, die sich nur drehen“, sagt er, beruhigt dann auch noch den letzten Skeptiker: „Sicherheit geht bei uns vor. Die Leute sollen Spaß haben und sich nicht fürchten.“

An Stahlseilen hängen die fünf Gondeln des Karussells. 14 Millimeter dick, zwei vorne und zwei hinten. Jedes einzelne halte das Dreifache dessen aus, was es eigentlich zu tragen habe, gibt Goetzke an. Bis zu 1400 Kilogramm wiege eine voll besetzte Gondel. „Um sie zu sichern, bräuchte man nur ein Seil. Wir haben vier.“ Alle 200 Spieltage würden sie prophylaktisch ersetzt.

Ist nur ein Bügel locker, fährt das Karussell nicht los

Jeder Fahrgast sei zudem doppelt in seinem Sitz gesichert: Zwei hydraulische Sicherheitsbügel halten ihn in Position, bricht einer der Zylinder, hält der andere. Damit niemand auf seinem Platz wackelt oder drückt, müssen Fahrgäste allerdings zwischen 1,40 und 1,95 Meter groß sein. Was aber, wenn ein Bügel vor dem Start nicht fest verschlossen wurde? „Ist nur einer locker, startet das Gerät gar nicht. Das ist vom Computer gesteuert“, sagt Goetzke.

Überhaupt sei das ganze Gerät, das Auf und Ab, Drehen und Überschlagen vorab programmiert worden. In einer kleinen Kabine zeigt Goetzke auf ein PC, der eine Standleitung zum Computerfachmann in Österreich hält. Daneben leuchtet ein Sensorbildschirm, auf dem mit leichter Berührung Fahrten variiert oder unterbrochen werden können. Fällt der Strom aus, schaukeln sich die Gondel zurück in die Waagerechte. Per Hand fahren die Schausteller die Traversen mit den Gondeln dann nach unten. Die Bügel bleiben fest verschlossen.

Jeden Tag wird das Fahrgeschäft durchgecheckt

Im Regen steht das Karussell ebenfalls still. „Sobald die Schleifringe an den Gondeln feucht werden, wird uns das gemeldet. Wir müssen sie trocken blasen, sonst bewegt sich hier nichts“, sagt Goetzke. Jeden Tagen wartet sein rund zehnköpfiges Team – Mitarbeiter und Familienangehörige – das Karussell, überprüft Bügel und Seile. Einmal im Jahr nimmt der TÜV das Fahrgerät unter die Lupe, in jeder Stadt, bei jedem Volksfest nimmt die zuständige Kommune das Karussell nach dem Aufbau ab.

Seit drei Jahrzehnten arbeitet Michael Goetzke als Schausteller. Die Auflagen seien von Jahr zu Jahr höher, die Regularien mehr geworden, sagt er. „Früher sind wir nach Saisonende gereist, um uns neue Karussells anzuschauen. Heute nimmst du an Seminaren und Schulungen teil. Das geht alles seinen genauen Weg.“

Sicherheit, macht Michael Goetzke abschließend deutlich, sei letztlich aber auch Aufgabe der Besucher. „Bei ‘Rocket’ ist es wichtig, alles, was locker am Körper sitzt, vor der Fahrt abzulegen. Wir haben Warnschilder aufgestellt, trotzdem halten sich viele nicht daran.“ Handys, Brillen, auch Hörgeräte – bei 40 Stundenkilometern gehen solche Gegenstände schnell verloren. und verletzen im schlimmsten Fall auch noch einen Zaungast.