Bergkamen. . Mit rund 700 Mitarbeitern hat sich der Altenpflegebereich in Bergkamen zu einem bedeutenden Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor entwickelt. Jetzt droht allerdings ein Fachkräftemangel.

Mit rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in stationären und mobilen Einrichtungen hat sich der Altenpflegebereich in Bergkamen zu einem bedeutenden Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor entwickelt.

Er droht allerdings in einigen Jahren in schwere Wasser zu fahren. Ein wesentlicher Grund ist der sich bereits jetzt abzeichnende Fachkräftemangel.

SPD-Diskussionsrunde

Noch sei die Lage nicht dramatisch, erklärte der Leiter des Hermann-Görlitz-Zentrums, Ludger Moor, den Teilnehmern der Diskussionsveranstaltung „Wie wollen wir in Zukunft sicher und geborgen pflegen?“, zu der die beiden Bundestagsabgeordneten Oliver Kaczmarek und Dieter Wiefelspütz in sein Haus eingeladen hatten. Als wesentliche Gründe dafür, dass die Altenpflegeberufe unattraktiv wirken, nannte er die schwierigen Arbeitsbedingungen und die vergleichsweise schlechte Bezahlung. Schon jetzt sei es problematisch, examinierte Fachkräfte vor allem für Leitungsfunktionen zu bekommen, fügte der stellvertretende Geschäftsführer des AWO-Unterbezirks Westliches Westfalen, Jörg Richard, hinzu. Der Unterbezirk ist Träger des Hermann-Görlitz-Zentrums.

Beide betonten, dass die AWO Tarif-Gehälter zahle, das sei aber längst nicht bei allen Trägern von Pflegeheimen der Fall. Eine ausgebildete Vollzeitkraft verdient laut Verdi zwischen 2000 bis 2400 Euro. Und weil sich viele Träger außerhalb des Tarifvertrags befinden, gilt hier ein Mindestlohn, der zurzeit bei 8,75 Euro pro Stunde liegt und im nächsten Jahr auf 9 Euro angehoben wird.

Spätestens ab 2017 wird der Mangel an Fachkräften ohne eine durchgreifende Reform des Pflegewesens zu einem richtigen Problem, prophezeite der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Prof. Dr. Karl Lauterbach. Am Geld liege es im Gegensatz zum Gesundheitssystem nicht. Selbst wenn die Beiträge zur Pflegeversicherung in den nächsten Jahrzehnten auf drei Prozent steigen sollten, könne es sich diese Gesellschaft leisten.

Trotz zunehmender Zahl pflegebedürftiger Seniorinnen und Senioren sieht der Leiter des Fachbereichs Arbeit und Gesundheit, Norbert Dickmännken, den Bestand an Pflegeplätzen im Kreis Unna auch in den nächsten fünf Jahren als gesichert an. Rund 4000 Plätze gibt es in den Heimen im Kreis Unna. Doch wenn es nach dem Wunsch von Investoren ginge, könnten es trotz der offensichtlichen Bedarfsdeckung weitere Pflegeeinrichtungen mehr werden. Er habe in jüngster Zeit einige Beratungsgespräche mit Gesellschaften geführt, die den Bau neuer Einrichtungen planten, berichtete er. Letztlich verhindern könne es der Kreis nicht. Er befürchtet deshalb eine Zunahme von nicht besetzten Pflegeplätzen.

75 Prozent Personalkosten

In der Altenpflege, das zeigt das Investoreninteresse, lassen sich immer noch gute Geschäfte machen. Vor allem dann, wenn die Zahl der examinierten Kräfte in den Einrichtungen gering ist und unterhalb der Tariflöhne gezahlt wird. Rund 75 Prozent der Kosten eines Pflegeheims entfallen aufs Personal. Das gilt jedenfalls für das Hermann-Görlitz-Zentrum der AWO in Bergkamen, erklärter Ludger Moor.