Schwerte. .

Die fünfte Auflage des interkulturellen Stadtrundganges fand am Samstag auf dem Gelände der Firma Hoesch Schwerter Profile statt. Auf dem Programm standen die sehenswerte SWR-Ausstellung mit dem Titel „Zwischen Kommen und Gehen...und doch Bleiben – Gastarbeiter in Deutschland 1955 - 1973“ in der Fräsanlagenhalle und eine Besichtigung des Werks in der Eisenindustriestraße.

Aynur Akdeniz, Vorsitzende des Integrationsrates, und der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Paul sprachen vor drei Monaten die Firmenleitung von Hoesch auf eine gemeinsame Veranstaltung anlässlich des 50-jährigen Anwerbeabkommens mit der Türkei an. Sie stießen bei Dottore Riccardo Chini, Präsident der Holding, und Geschäftsführer Theo Odenthal „auf offene Ohren und spontane Bereitschaft, das Vorhaben zu unterstützen“,erzählte Odenthal in seiner Begrüßungsansprache.

59. Station der Wanderschau

Bereits seit Beginn der 1960er Jahre beschäftigt Hoesch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ausländischer, vor allem türkischer Herkunft. „Wir freuen uns, den hierbei zugrundeliegenden Gedanken der Integration ausländischer Mitbürger zu begleiten und in dieser Form weiter mit vorantreiben zu dürfen“, betonte Odenthal.

Bei der Ausstellung, die Arnd Kolb vom SWR 2005 ins Leben gerufen hat und seitdem betreut, handelt es sich um eine der erfolgreichsten dieser Art in Deutschland. Schwerte war die 59. Station der Wanderschau, die unter anderem im Stuttgarter Hauptbahnhof, in einer Kirche, einem Krankenhaus, Schulen, in den Landtagen von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie im Kanzleramt Berlin zu sehen war. Nicht zuletzt auch durch die finanzielle Unterstützung der Stadtwerke war sie am Samstag in der Ruhrstadt zu sehen: „Wichtig ist es, an besonderen Orten zu sein, wie hier auf dem Betriebsgelände der Firma Hoesch“, so Kolb, der zur Eröffnung seiner Ausstellung gekommen war und einleitende Worte sprach. Die Präsentation sei nichts anderes, als „deutsche Geschichte, die sich nicht im Museum wiederfindet“. Von den 14 Millionen „Gastarbeitern“, die von 1955 bis ‘73 nach Deutschland kamen, kehrten 11 Millionen wieder in ihre Heimat zurück, berichtete er.

Die Ausstellung dokumentiert die persönlichen Lebenswege der „Gastarbeiter“ der ersten Stunde. Gezeigt werden in Vitrinen persönliche Leihgaben der Menschen, die vor mehr als 50 Jahren angeworben wurden, um in Deutschland zu arbeiten. Da ist ein Koffer, in dem die paar Habseligkeiten stecken, ein blaues Brautkleid, ein Zeugnis, in dem steht, dass der Schüler wegen sprachlicher Mängel nicht benotet wird. Dies ist ebenso zu sehen wie die „Anweisung des Landesarbeitsamtes an die Arbeitgeber“, wie Spaghetti oder Tomatensoße zubereitet werden sollen. Folgender Tipp ergänzte die Anleitung: „Der Italiener ist es nicht gewohnt, Obstsäfte zu trinken. Zum Essen trinkt er mit Vorliebe Wein und Wasser.“

Auf den Stellwänden werden auch historische Hintergründe erläutert, bewegende Geschichten, Eindrücke und Gefühle der „Gastarbeiter“ wiedergegeben, dazu Fotos von den damaligen Wohnunterkünften, meist Baracken mit mehreren Doppelstockbetten, oder von Arbeitsplätzen, die heute – zumindest in Deutschland – kaum noch denkbar sind.

Nach den Begrüßungsreden von Theo Odenthal, Aynur Akdeniz, Dott. Riccardo Chini und Bürgermeister Heinrich Böckelühr konnten die Besucher das Werk besichtigen. „Bitte denken Sie daran: Wir alle sind überall Ausländer, außer zu Hause“ gab Theo Odenthal den Gästen mit auf den Weg.

Abgerundet wurde der 5. interkulturelle Stadtrundgang vom Auftritt der Folkloregruppe 7Renk des türkischen Elternbundes, die Volkstänze aus der Türkei präsentierten.