Bergkamen..
Die 78-jährige Waltraud Müller schiebt ihren Rollator, voll beladen mit Milch und Gemüse, zur Kasse des Discounters im Nordberg-Center. Gut gelaunt will sie zahlen. Doch das Portemonnaie ist weg. Geklaut aus dem Einkaufsnetz ihres Rollators.
Kein Einzelfall. Auch bei Rewe Kolitsch (Schnückel) wurde einer Frau während des Einkaufs in der vergangenen Woche ihre Geldbörse gestohlen. Mit allem Papieren und Bankkarten.
Den Dieben wird es leicht gemacht
„Die Menschen machen es den Dieben auch so leicht“, sagt Werner Buschfeld, der als Seniorenberater mit der Kreispolizeibehörde zusammenarbeitet. Zusammen mit drei Kolleginnen und einer Redakteurin unserer Zeitung stellte er sich gestern vor dem Kassenbereich bei Rewe Kolitsch auf und beobachtete Kopf schüttelnd die Kunden beim Bezahlen. Es war Haare sträubend.
Während die Gurken und Eier vom Laufband an der Kasse wieder in den Einkaufswagen gehoben werden, liegt immer wieder ein offenes Portemonnaie auf der Ablage hinter der Kasse. Eine regelrechte Einladung.
Manche Kundinnen nehmen anschließend das noch immer offene Portemonnaie in die Hand und gehen weiter zum Stand der Bäckerei. Gut sichtbar sind die blauen und braunen Scheine, die hervorblitzen. Schließlich ist der Monatserste. Da haben viele gerade ihr Geld von der Bank geholt.
„Diesen Damen gehen die Täter dann gerne auf den Parkplatz nach und rempeln sie dann an oder fragen nach dem Weg. Ein zweiter Täter klaut in der Zwischenzeit die Geldbörse“, weiß Buschfeld von unzähligen Anzeigen.
Meist arbeiten die Diebe im Duo, Einer lenkt ab. Einer klaut. „Das sind organisierte Banden“, sagt Buschfeld. Und längst gehören diesen Banden nicht immer nur Männer an. Gerne gearbeitet wird mit noch nicht strafmündigen Kindern. Und auch Frauen machen lange Finger. Wie bei Waltraud Müller. Im Nachgang des Diebstahls dämmert es ihr, dass das Portemonnaie wohl an der Milchtheke verschwunden sein muss. Dort hatten zwischen ihr und dem Rollator ebenfalls zwei Frauen zwischen den Milchtüten gewühlt.
„Ich habe auch gerade ein Dame darauf hingewiesen, dass sie ihre Geldbörse nicht offen im Rollator liegen lassen soll“, sag Seniorenberaterin Rita Rogge, die gerade aus dem Supermarkt kommt.
Werner Buschfeld nickt: „Frauen sind leider leichtsinniger als Männer“. Das betrifft aber nicht nur die ältere Generation. „Die Jungen stürmen mal schnell vom Parkplatz herein und haben das Portemonnaie in der Hand. Ein Rempler, und die Geldbörse ist weg. Und die Diebe sind sehr flott“, warnt Rita Rogge und guckt einer alten Dame hinterher, die humpelnd einen Einkaufswagen schiebt, in dem ihre weiße Handtasche liegt. Rita Rogge zieht die Augenbrauen hoch. „Die Alten glauben, dass sie den jungen Dieben dann hinterherlaufen können.“
Werner Buschfeld erlebt es auch immer wieder, dass die Menschen uneinsichtig sind. „Mir passiert so etwas nicht“, sagen viele, wenn sie von ihm angesprochen werden. Nur: Die Statistik spricht eine andere Sprache.
Buschfeld und sein Team werden deshalb nicht müde, immer wieder Senioren zu warnen. Etwa zwei bis dreimal im Monat sind sie in Bergkamen unterwegs. Demnächst im Kaufland.
TIPPS DER POLIZEI:
Tragen Sie Geld, Schlüssel und Wertsachen immer dicht am Körper.
Stellen Sie die Handtasche nicht in den Einkaufswagen oder Rollator.
Tragen Sie die Handtasche immer mit dem Verschluss zum Körper und dabei möglichst mit dem Taschenriemen quer über den Körper.
Lassen Sie sich beim Einkaufen nicht ablenken. Beliebt bei Dieben sind Fragen nach dem Standort von Waren.
Lassen Sie sich beim Bezahlen und Einpacken der Ware im Supermarkt nicht ablenken.
Niemals große Geldbeträge + alle Karten + alle persönlichen Papiere in einem Portemonnaie aufbewahren.