Plettenberg .

Politprominenz aus der Bundeshauptstadt gibt sich am Mittwoch, 6. Juni, die Ehre in der Provinz. Auf Einladung des SPD-Ortsverbands Plettenberg kommt der frühere Vizekanzler und SPD-Bundesvorsitzende Franz Müntefering (72) in die Vier-Täler-Stadt. Ab 17 Uhr referiert das Politschwergewicht aus dem Sauerland im Saal der Gaststätte Zur Post in Ohle über das Thema „Europa vor Ort: Gerechtigkeit im Großen wie im Kleinen“. Moderiert wird die Veranstaltung von der heimischen Bundestagsabgeordneten Dagmar Freitag.

Steiler Aufstieg in der Partei

Nach seinem Vortrag stellt sich Müntefering der Diskussion zur Europapolitik mit den Besuchern, die bei freiem Eintritt willkommen sind. Ihre Fragen und Anmerkungen können die Bürger auf vorbereiteten Postkarten schriftlich stellen.

Direkt vor Beginn wird SPD-Ratsherr Helge Staat Müntefering am Bahnhof Eiringhausen vom Zug abholen. Rund anderthalb Stunden nimmt sich der 72-Jährige Zeit für seinen Auftritt. Um kurz nach 19 Uhr muss er wieder im Zug sitzen.

Die „Post“ in Ohle ist für „Münte“ kein Neuland. Schon 1996 war er dort zusammen mit Gregor Gysi (Die Linke) und Jürgen Möllemann (FDP) zu einer Podiumsdiskussion zu Gast. Seitdem hat sich in seiner politischen Karriere einiges getan.

1966 tritt Müntefering in die SPD ein, es folgt ein steiler Aufstieg in der Partei. In den Jahren von 1969 bis 1979 ist der Sozialdemokrat Stadtrat in Sundern. Schon 1975 wird er Mitglied des Bundestages, dem er vorerst bis 1992 angehört. Während dieser Periode im Bundestag kommt Müntefering auch in „seiner“ SPD ganz oben an. Seit 1991 sitzt er im Parteivorstand.

Es warten Aufgaben in unterschiedlichen Kabinetten auf Müntefering. Unter der Ägide von Ministerpräsident Johannes Rau ist er Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales (1992 bis 1995). 1998 holt ihn Altkanzler Gerhard Schröder als Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen nach Bonn bzw. Berlin. Von 2002 bis 2005 ist er Fraktionschef. Im Kabinett von Angela Merkel übernimmt Müntefering die Rolle des Vizekanzlers (2005 bis 2007), bevor er aus persönlichen Gründen zurücktritt. Bis zu seiner Rückkehr auf die politische Bühne kümmert sich Müntefering um seine kranke Frau, die 2008 stirbt.

Er wird bis 2009 erneut SPD-Bundesvorsitzender, wie schon von 2002 bis ‘05. Noch viele weitere Ämter bekleidete Müntefering, u.a. Bundesgeschäftsführer (1995 – ‘98) und Generalsekretär (1999 – 2002).