Lünen.. Es ist in etwa Halbzeit für das Team der Hochschule Bochum. das mit Sonnenkraft und Elektromotoren aus Lünen gerade die Welt umrundet. Am Mittwoch machte das Fahrzeug „Solar World GT“ einen Zwischenstopp in der Lippestadt.
Ziemlich windschnittig ist es, das Fahrzeug „SolarWorld GT“, das am Mittwoch einen Zwischenstopp in Lünen an der Stadtgrenze Oberaden eingelegt hat. Nur eine Sache fällt schnell auf: Der Scheibenwischer. Bei Rennen braucht ein Solarmobil so etwas nicht. Für eine Straßenzulassung schon. Und die wiederum war nötig für die Tour, welche das Team hinter dem Renner derzeit unternimmt: Eine ausgewachsene Weltumrundung. Mit dabei: zwei Lüner.
Teil des Teams ist Gereon Löbbe. Er hat die Elektromotoren für das Fahrzeug entwickelt, das bis jetzt schon rund 13 000 Kilometer hinter sich hat. Jeder Motor treibt ein Vorderrad an und hat immerhin 16 Kilowatt. Das reicht locker für 120 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit. Und bis jetzt, sagt Löbbe stolz, haben sie gut durchgehalten. Die Ersatzspulen, die das Team für den Fall der Fälle im Gepäck hat, sind bis jetzt verpackt geblieben. Wenn es mal Pannen gab, hat es nie länger als zwei Stunden gedauert, sie zu beheben. Die längste Wartezeit gab es in den Alpen: Eines der Begleitfahrzeuge war überhitzt.
TÜV-Segen dank Scheibengebläse
Gereon Löbbes Motoren sind nicht das einzig Besondere an dem Fahrzeug, das nach dem Rennen „World Solar Challenge“ im vergangenen November in Australien bis jetzt von Australien nach Neuseeland, dann quer durch die USA, weiter nach Italien, Frankreich und durch einen Teil Deutschlands gefahren ist. Das wirklich Besondere ist, dass der einzig auf Sonnenschein als Energiequelle angewiesene Renner mit einem ganz offiziellen deutschen Autokennzeichen unterwegs ist.
„Das ist unser viertes Fahrzeug, aber das erste mit Straßenzulassung“, erläutert Matthias Drossel vom SolarWorld-Team der Hochschule Bochum. Er selbst gehört zum „festen Kern“ des Teams, bestehend aus drei Leuten, welche den kompletten Weltrekord-Versuch mitmachen. Fünf bis acht weitere Studenten und Löbbe sind etappenweise mit dabei. Alle sitzen mal hinterm Steuer, die anderen in den zwei Begleitfahrzeugen. Die haben Ersatzteile an Bord, das Gepäck der Gruppe – und ein wenig Telemetrie.
Um letztere kümmert sich mit Lars Gebauer zurzeit ein weiterer Lüner. Der Weltrekordversuch ist natürlich keine Spaßveranstaltung. Er soll auch harte Erkenntnisse bringen, welche die Weiterentwicklung solcher Fahrzeuge vorantreiben soll. Und nebenbei gibt’s noch andere Dinge zu lernen. Zum Beispiel, dass der Amtsschimmel nirgendwo in der Welt berechenbar ist.
So brauchte das Solarfahrzeug für die deutsche Zulassung natürlich nicht nur entsprechende Lichter und eben einen Scheibenwischer („der stört die Aerodynamik sehr“), sondern auch ein Gebläse, damit die Scheibe nicht beschlägt. Und natürlich wurde dem emissionsfreien Sonnenstromer auch eine Feinstaub-Plakette verpasst – eine grüne, versteht sich. Kurios, aber notwendig. Getoppt wurde das allerdings beinahe noch in Neuseeland: Dort musste das Fahrzeug ebenfalls zugelassen werden, was aber beinahe daran scheiterte, dass die Software der Zulassungsstelle bei den einzutragenden Emissionswerten keine Nullen zulassen wollte.
Am Donnerstag geht die Weltrekord-Fahrt weiter. Es folgen Österreich und Ungarn, über Russland geht es nach China und dann wieder nach Australien. Am Ende wird das Studenten-Team mit SolarWorld GT 34 000 Kilometer gefahren sein. Ende November soll es soweit sein.