Lünen.

Er führte ein Leben ohne jegliche Auffälligkeiten. Und gäbe es da nicht diese kleine Geldstrafe wegen Betrugs – die Weste des 35-Jährigen wäre blütenweiß: Dabei soll er seine Geliebte Yasemin kaltblütig ermordet haben. So sieht es die Staatsanwaltschaft.

Im Schwurgericht stand gestern der Lebensweg jenes Mannes im Mittelpunkt, der laut Anklage in der Nacht zum 30. Januar 2011 nicht nur seine Freundin (32) in deren Wohnung erwürgte, sondern seinem Nebenbuhler auch noch einen vierköpfigen Schlägertrupp auf den Hals hetzte. Jene Strafkammer, die das Quartett einst im März wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt hatte, zeigte sich im Prozess davon überzeugt, dass Yasemins mutmaßlicher Mörder auch der Auftraggeber dieses Überfalls war.

Im Leben des Angeklagten gibt es nicht den geringsten Hinweis auf jene Brutalität und Kaltblütigkeit, die er laut Anklage an den Tag legte. Als Kleinkind kam er aus der Türkei nach Lünen. „Ich spreche besser deutsch als türkisch.“ Während er zu seiner Biografie Angaben machte, schweigt er zur Tat.

Mit 18 Jahren erlangte der Mann seine Fachoberschulreife, die Ausbildung zum Maler und Lackierer schloss er mit dem Gesellenbrief ab. Weniger erfolgreich endete dagegen der kurze Ausflug in die Selbstständigkeit als „Fahrzeugaufbereiter“. Anschließend war der verheiratete 35-Jährige bis zu seiner Inhaftierung als Sicherheitskraft tätig, einer der Brüder ist Jurist. „Eine Familie, die nach der Einwanderung etwas aus sich gemacht hat“, wie der Vorsitzende Richter Wolfgang Meyer anmerkte. Eher düster sieht dagegen die Zukunft des Angeklagten aus.