Kamen. . Ein Tag, reserviert allein für die Einlassungen des Angeklagten: Mehrere Stunden lang erteilte gestern das Dortmunder Landgericht dem Kamener Geschäftsmann Ulrich Sch. das Wort, um mehr Licht in die Sache mit der Hanfplantage und den Cannabishandel in der Villa an der Hammer Straße zu bringen.
Ein Tag, reserviert allein für die Einlassungen des Angeklagten: Mehrere Stunden lang erteilte gestern das Dortmunder Landgericht dem Kamener Geschäftsmann Ulrich Sch. das Wort, um mehr Licht in die Sache mit der Hanfplantage und den Cannabishandel in der Villa an der Hammer Straße zu bringen.
Doch bevor sich der Musikverleger zu seinem eigenen Leben und den Beziehungen der an diesem Fall Beteiligten und bereits Verurteilten äußerte, beklagte er sich einmal mehr über seine ganz persönlichen Haftbedingungen: „Als leidenschaftlicher Nichtraucher muss ich meine vier Quadratmeter große Zelle mit einem Raucher teilen, ich bekomme weder Computer noch verlängerte Besuchszeiten und auch zum Sport werde ich nicht zugelassen.“ Anschließend gab der 50-Jährige bereitwillig und bis ins letzte Detail Auskunft über seine Immobilien, Mieteinnahmen und Hypotheken, Kredite und seine Verlagsarbeit. „Ich bin nicht süchtig nach Arbeit, aber ich habe leidenschaftlich gearbeitet“, sagt Sch. Deshalb reichten die vergangenen 40 Jahre seines Lebens auch für mindestens drei, habe er es gar nicht nötig gehabt, illegale Drogengeschäfte zu tätigen: „Ich habe mit meiner Verlagsarbeit Meilensteine in aller Welt gesetzt.“
Weltweiter Musikhandel
Allein anlässlich eines Empfangs habe er Noten auf Hanfpapier drucken lassen, als Werbegag, Motto : „Unsere Musik kann man auch rauchen“. Da sei ihm Hanf zugänglich geworden, allerdings nicht „das Drogenzeug“. Für die Steuerfahnder sei es ein glücklicher Zufall gewesen, dass sie an jenem Tag die Anpflanzungen entdeckt hätten.
Den Einwurf des vorsitzenden Richters: „Das höre ich zum ersten Mal, dass Sie davon reden“ kommentierte Ulrich Sch. nur mit weiteren Unmutsäußerungen über das, was ihm dadurch widerfahren sei: rücksichtslos und radikal sei sein privates und berufliches Gefüge zerstört worden.
Kein Wort verloren gestern weder Richter noch Angeklagter über den Vorwurf des bandenmäßigen Handels mit Cannabis. Stattdessen konzentrierte sich das Gericht allein auf die beruflichen Aktivitäten des Kameners. Er gab nicht nur die Zeitung heraus, sondern war weltweit aktiv: Ulrich Sch. half beim Instrumentenkauf, erstellte Lehrpläne für Musikschulen, vermittelte Künstler und organisierte Festivals, übernahm Beratertätigkeiten – auch beim Autokauf.
Weil es der Richter unbedingt wissen wollte, beantwortete Sch. auch die Frage nach dem Professorentitel: „Den Professor gab es in Litauen, überreicht vom nationalen Musikverband, ich habe darauf verzichtet, ihn vom Wissenschaftsministerium anerkennen zu lassen, unseriös ist der nicht.“ Auch nicht die Beziehungen zu den übrigen an diesem Prozess Beteiligten. „Es laufen mir immer wieder viele Leute über den Weg, ausschlaggebend ist dabei für mich das Außergewöhnliche“, sagte Sch. Sie alle waren fasziniert von seinem Leben, der Villa und den internationalen Kontakten. „Sie wollten die Welt kennenlernen und taten es mit meiner Hilfe.“ Wie es darum im Einzelnen bestellt war und was Ulrich Sch. zu den Vorwürfen des Cannabishandels sagt, ist am Freitag Thema.