Lünen. . Reaktionen der Kandidaten aus dem Wahlkreis Unna II (Lünen-Selm-Werne)

Mehr als zufrieden zeigte sich der Sieger des Wahlabends – mehr noch: „Ich konnte erst gar nicht glauben, dass die langen roten Säulen in Werne wirklich unsere sind“. so Rainer Schmeltzer (SPD). In allen drei Städten des Wahlbezirks hat die SPD zugelegt, in Werne aber einen historischen Höchststand erreicht und sich vor die CDU gesetzt. Das gute Ergebnis ist aus Schmeltzers Sicht auch dem Wahlkampf mit vollem Einsatz aller zu verdanken. Jetzt gelte es, schnell in die Koalitionsverhandlungen mit den Grünen einzutreten. Mit ihnen gebe es nun eine stabile Mehrheit, was die Arbeit sicher erleichtern werde. „Dennoch werden wir auch in Zukunft mit allen reden“. Erstes Thema werde die Haushaltspolitik sein. „Dann müssen auch die Piraten zeigen, dass sie halten, was sie versprochen haben: Dazuzulernen.“ Entsetzt sei er vom guten Abschneiden der FDP, denn die habe im Wahlkampf doch deutlich gezeigt, dass es ihr nicht um Politik, sondern nur um Macht gehe.

Michael Zawisch (CDU) zeigte sich enttäuscht – allerdings vom dicken Minus auf Landesebene und nicht vom eigenen Ergebnis im Wahlkreis. „Ich habe vor der Wahl schon gesagt, es wird bei mir keine Enttäuschung und keine Freude geben“, so Zawisch, denn in dieser kurzen Zeit habe er selbst als Kandidat wenig ausrichten können. Er sei aber froh, dass die Verluste der Union im Wahlkreis deutlich geringer gewesen seien als auf Landesebene. Rainer Schmeltzer gratulierte er zu dessen Sieg und dankte allen Helfern für den angesichts der kurzen Zeit sehr gut gelaufenen Wahlkampf.

Erleichterung war bei Benjamin Benke (Grüne) die vorherrschende Emotion. Darüber, dass die Partei in dem intensiven Köpfe-Wahlkampf zwischen Kraft und Röttgen nicht untergegangen sei. Und dass es in diesem Wahlkampf sehr stark um Köpfe gegangen sei, das habe man an der FDP gesehen. „Ich denke, jetzt kann man wirklich vom Lindner-Effekt sprechen“, so Benke.Froh zeigte er sich auch, dass mit Herbert Goldmann voraussichtlich auch ein Vertreter der Grünen aus dem Kreis Unna im Landtag sitzen werde – und dass er persönlich in seiner Heimatstadt Selm ein Plus für die Grünen habe erreichen können. Die kleinen Verluste im Wahlkreis sorgten bei ihm nicht für Enttäuschung, denn der Auftrag war, bei guten Ergebnissen für die Grünen eine stabile rot-grüne Mehrheit zu erreichen. „Der Auftrag ist geglückt“.

Dr. Roland Giller (FDP) zeigte sich über den Wahlausgang hochzufrieden und sieht seine Partei in ihrer Arbeit bestätigt. „Ich freue mich, dass die Überzeugung der FDP, die Neuverschuldungspolitik nicht mitzutragen, zu einem Stimmenzuwachs geführt hat.“ Giller befürchtet jedoch, dass durch die klare rot-grüne Mehrheit der Schuldenkurs in NRW fortgesetzt und zu wenig für das Wachstum des Landes getan werde. Einen großen Verdienst an der Stärkung der Liberalen im Land habe seiner Meinung nach Christian Lindner, der eine neue Politik mit einer Rückbesinnung auf alte Grundsätze der FDP und Werte mittrage.

Jeannine Tembaak (Piraten) verfolgte die Auszählung im Bürgerhaus Selm und war sowohl über das Landesergebnis als auch ihre eigenen Stimmenausbeute mehr als zufrieden und in Feierlaune. „Das zeigt, dass die Leute bereit dafür sind, mit uns neue Wege zu beschreiten“, sagt sie und freut sich, dass ihre Partei auch im Wahlkreis erheblich an Stimmen zugelegt habe. Dies mache deutlich, „dass wir Piraten hier vor Ort gut aufgestellt sind.“ Auch ihr eigenes Ergebnis freue sie. Hinter SPD und CDU hat sie die meisten Stimmen geholt. „Wir stellen hier nun die dritte Kraft.“

Joachim Timm (Linke) ist froh, „dass Hannelore Kraft und Sylvia Löhrmann in NRW weitermachen können.“ Über das Ergebnis seiner Partei ist er jedoch enttäuscht und hat gleich mehrere Gründe dafür parat. Allen voran seien die Piraten zu nennen, die viele Stimmen von den anderen Parteien abgezogen hätten. Timm vermutet zudem, dass die zwischenzeitliche Orientierungslosigkeit an der eigenen Parteispitze dazu beigetragen habe, dass weniger die Linken gewählt haben. „Wir haben es wohl auch nicht geschafft, unser Klientel für die Wahl zu mobilisieren.“