Lünen. Es war ein Heimspiel für den Sozialdemokraten Rainer Schmeltzer, als am Mittwochabend rund 30 Kumpel von der IG BCE Lünen-Süd im Bergbaumuseum auf vier Landtagskandidaten trafen.

Es war ein Heimspiel für den Sozialdemokraten Rainer Schmeltzer, als am Mittwochabend rund 30 Kumpel von der IG BCE Lünen-Süd im Bergbaumuseum auf vier Landtagskandidaten trafen. „Alle gegen FDP-Giller“ hätte die Überschrift streckenweise heißen können und auch bei Benjamin Benkes (Grüne) „Freude über jedes Windrad“ zog der eine oder andere Kohlemann die Augenbrauen hoch.

Joachim Timm von den Linken blieb ziemlich ungeschoren, nachdem er sich als Gewerkschafter der GEW und früheres SPD-Mitglied geoutet hatte, das wegen Kanzler Schröders Agenda ausgetreten war. Auch das geforderte Verbot von Leiharbeit und Minijobs sowie die Einführung einer Millionärssteuer im Linken-Programm kamen gut an. Nicht dagegen in der späterem Debatte sein Verdacht, dass sich an Kühlturmrändern Säure bilden könne.

Applaus für Tariftreue-Gesetz

Der CDU-Stuhl blieb leer, Michael Zawisch kämpfte zeitgleich in Selm um Stimmen, die Piratin Jeannine Tembaak mied das Museum unentschuldigt. Ortsgruppen-Vorsitzender Detlef Freyer hatte zwar Arbeit/Bildung, Energie, Kommunalfinanzen und Soziales vier Themenschwerpunkte vorgegeben, aber außer Rainer Schmeltzer hielten sich die Kandidaten nicht so exakt an die Struktur.

Der SPD-Mann punktete (mit Applaus) bei den Gewerkschaftern sofort mit der wieder zurückgeholten Mitbestimmung und dem Tariftreue-Gesetz, das bei öffentlichen Aufträgen mindestens 8,62 Euro Stundenlohn auch für Subunternehmer und Leiharbeiter vorschreibe. Rainer Schmeltzer glaubt im Übrigen fest daran, dass Trianel die Auflagen des Gerichts abarbeiten werde und das neue Lüner Kraftwerk ans Netz gehen werde.

Der grüne Kandidat bekannte in Demut, dass er in einer studentischen Arbeit vor sechs Jahren die Gewerkschaften für überholt gehalten, aber seine Meinung inzwischen revidiert habe und bekam Absolution. Sein Ruf nach Gas- statt Kohlekraftwerken kam bei den Kumpeln nicht so gut an.

Kein Eingriff des Staates

Das Abschalten alter zugunsten neuer Kohlekraftwerke hörten die Kumpel vom Liberalen Roland Giller noch gern, aber beim Thema Mindestlohn und seiner Bemerkung, der Staat solle da nicht eingreifen, hörte der Spaß auf.

Den Eingriff gebe es gar nicht, belehrte Schmeltzer den FDP-Kandidaten mit Hinweis auf die eingesetzten Kommission zu dem Problem und Gerd Püschel raunzte Giller aus dem Publikum an: „Wir lassen uns die soziale Marktwirtschaft von Ihnen nicht kaputt machen.“

Und auf die Frage von Ursula Püschel, wo denn die FDP im Landeshaushalt sparen wolle, wich Giller mit der Antwort aus, alles müsse in Frage gestellt werden. Giller hatte nämlich zuvor bemerkt, dass neue Schulden mit der FDP nicht zu machen seien.

Nachdem ihm Joachim Timm sogar zur Hilfe geeilt war, man könne doch nicht nur auf die FDP eindreschen, versöhnte sich Giller ein wenig mit den Bergleuten: Die deutschen Gewerkschaften gehörten zur Kultur und seien im Ausland hoch angesehen.

Am Ende riefen die Kandidaten und auch Detlef Freyer zum Gang an die Urne am Sonntag auf, damit nicht eine so geringe Wahlbeteiligung wie am vergangenen Sonntag in Schleswig-Holstein das Kräfteverhältnis verzerre.

Wer nicht wählen gehe, müsse sich hinterher nicht wundern, wenn dann die Partei mit den Augenklappen Einfluss habe, betonte Schmeltzer.