Plettenberg. .
„Von Plettenberg geht ein Signal aus in den ganzen Märkischen Kreis: Kommt aus den Puschen, wir wollen ein Angebot, das wir annehmen können“, rief Bernd Schildknecht, 1. Bevollmächtigter der IG Metall MK, in Richtung Arbeitgeberverband. Über 500 Kollegen bekundeten lautstark ihre Zustimmung unter dem Stephansdachstuhl. Vor der nächsten Tarifverhandlung Ende nächster Woche machte die Gewerkschaft in der Vier-Täler-Stadt den Auftakt zu einer Reihe von Warnstreiks.
Vor 14 Uhr lief keine Maschine
„Unser Ziel ist erreicht: Die Produktion steht still“, so Schildknecht. Von 12 Uhr an legten die Arbeiter in 12 Betrieben die Arbeit für einige Stunden nieder. „Der Warnstreik ist so abgestimmt, dass möglichst auch die Spätschicht betroffen ist“, erklärt die 2. Bevollmächtigte Gudrun Gerhardt. „Vor 14 Uhr läuft keine Maschine wieder an.“ Sie hoffe, dass die Arbeitgeber vor Ort nun auf ihren Verband einwirken – zumal in manchen Betrieben sieben Tage die Woche gearbeitet werde.
Eine zentrale Forderung der IG Metall sind 6,5 Prozent Lohnerhöhung, gerechnet auf eine Laufzeit von 12 Monaten. „Drei Prozent auf 14 Monate sei doch ein super Angebot“, höhnte Gerhardt. Noch am Morgen habe sie einen Anruf diesen Inhalts vom Arbeitgeberverband erhalten. „Lasst Euch nicht veräppeln“, bekräftigte Schildknecht, „in einem Arbeitnehmerhaushalt hat das Verrechnungsjahr zwölf Monate.“
Solidarität der Senioren
Genauso dringlich: Die unbefristete Übernahme von Auszubildenden. „Die Übernahme ist der Ausnahmefall“, schimpfte Jugendsekretär Kevin Dewald. „Die Arbeitgeber beklagen ständig den Fachkräftemangel. Ich sage: Dann übernehmt doch einfach eure eigens ausgebildeten Azubis!“ Dazu bekräftigte der Seniorenarbeitskreis seine Solidarität: „Es wird Zeit, dass alle ein Stück vom Kuchen mitbekommen“, so Wolfgang Becker unter lautem Jubel nicht nur der stark vertretenen Jugendlichen. Bernd Schildknecht: „Mit dem Gesellenbrief den unbefristeten Arbeitsvertrag – mehr wollen wir nicht.“
Faruk Ikinci, Betriebsratsvorsitzender von Dura Plettenberg bekräftigte: „Bei uns gibt es eine Garantie auf Übernahme. Aber es geht nicht um den Einzelnen, sondern um alle Arbeitnehmer zwischen Flensburg und Konstanz.“
Schulterschluss zwischen Jung und Alt
Die IG Metall sei nicht grundsätzlich gegen Leiharbeit, so die dritte Forderung der Arbeitnehmer, aber diese solle dazu führen, dass der Mensch in ein festes Arbeitsverhältnis komme, wie Gudrun Gerhardt anmahnte. „Wir sind heute aufgestanden, weil wir nicht akzeptieren, was uns teilweise zugemutet wird“, unterstrich Bernd Schildknecht. „Ich frage mich manchmal, wie manche von ihrer Arbeit leben können.“ Er rief dazu auf, das „Kribbeln“ des Tages mitzunehmen und weiterzutragen: „Lasst Euch mitnehmen von der Begeisterung der Jugend.“ Der Schulterschluss der Arbeitnehmer, jung wie alt, sei enorm wichtig für die Tarifverhandlung und für die Zukunft überhaupt: „Wir haben das Recht, für gute und vernünftige Arbeitsbeziehungen einzutreten.“