Holzwickede. .

Das Handy ist nicht mehr die Schuldenfalle Nummer 1. Bei den 94 verschuldeten Personen, die die AWO-Schuldnerberatung im vergangenen Jahr in Holzwickede begleitet hat, war die Hauptüberschuldungsursache eine verkorkste Selbstständigkeit. Allein 17 Personen hatten dadurch Privatschulden in Höhe von mehr als 1,5 Millionen Euro angehäuft. Das geht aus der Jahresstatistik der AWO hervor.

94 Personen suchten die Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt an der Poststraße 5 auf. Es gab 72 Langzeitberatungen (meist über sechs Jahre) und 22 Kurzberatungen. Statistisch gesehen sind in Holzwickede 1188 Personen verschuldet. „Dass acht Prozent von diesen Menschen bei uns eine Beratung gesucht haben, ist ein guter Wert, mehr könnten wir auch gar nicht bewältigen“, sagt AWO-Betriebsleiter Werner Philipp. Das Durchschnittsnettoeinkommen je Schuldner lag bei 1 219 Euro, nach Abzug der Wohnkosten bleiben 735 Euro zum Leben übrig. Von den 72 AWO-Langzeitkunden waren 42 männlich, der Rest weiblich. Kein Hilfesuchender war unter 20 Jahren, die meisten zwischen 30 und 40 (23), 40 und 50 (20) und 50 bis 60 Jahre (16).

Obwohl eine missglückte Selbstständigkeit die größte Summe ausmacht, waren unter den Hilfesuchenden nur zwei Selbstständige. Viele Hilfesuchenden hatten bereits einen neuen Job. Sie dachten jedoch, die Schulden auch ohne professionelle Hilfe in den Griff bekommen zu können. Ein Irrtum, dem die meisten Überschuldeten erliegen. So gering auch ein unbezahlter Betrag sein mag, durch Anwaltskosten, Mahngebühren und Zinsen kann er sich leicht verzehnfachen.

Sprechstunden

Die AWO-Schuldnerberaterin in Holzwickede heißt Susanne Wilsdorf.

Vor Ort in Holzwickede bietet Susanne Wilsdorf an der Poststraße 5 immer mittwochs von 8.30 bis 11 Uhr ihre Sprechstunde an.

Dienstags (12 bis 14 Uhr) und donnerstags (14 bis 16 Uhr) hat die Schuldnerberaterin unter 02307-924880 ihre Telefonsprechstunde.

Zudem ist montags bis donnerstags unter 01804-60 01 40 eine Hotline geschaltet. Diese Nummer kostet unabhängig von der Länge des Gespräches 20 Cent aus dem deutschen Festnetz.

Nicht lange warten: Susanne Wilsdorf bittet darum, möglichst früh Hilfe zu suchen. Inzwischen haben es nämlich die wenigsten Schuldner mit nur noch einem Gläubiger zu tun, sondern fast immer mit bis zu fünf, manchmal sogar bis zu 100 (!) Gläubigern. Dementsprechend zeitaufwendig sind die Gespräche und Vergleiche.

Von den insgesamt 4,3 Millionen Euro Schulden, die die 94 Holzwickeder angehäuft hatten, entfielen neben der Selbstständigkeit (1,5 Mio. Euro) allein auf eine nicht mehr erfüllbare Immobilienfinanzierung 1,26 Millionen Euro. Wegen einer fehlenden Finanzplanung etwa bei Ratenkäufen in Internetversandhäusern kamen mehr als 426 000 Euro zusammen. Durch Arbeitslosigkeit wurden 77 000 Euro Schulden angehäuft durch Krankheit fast 75 000 Euro und durch Trennung oder Scheidung hatten Hilfesuchende im Vorjahr 151 000 Euro Schulden.

Jeder vierte Fall in Holzwickede konnte dank der AWO außergerichtlich gelöst werden. Bei den meisten Fällen konnte ein so genanntes Verbraucher-Insolvenzverfahren eingeleitet werden. Dieses Verfahren zieht sich über sechs Jahre hin, dann ist man in der Regel schuldenfrei.