Königsborn. . Der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel hat am Montag die Kita Rasselbande in Königsborn besucht.

Der Bundesvorsitzende der SPD zu Gast in der Herzkammer der Sozialdemokratie. Da stellt sich der Mensch eine proppenvolle Stadthalle vor, jubelnde Menschenmassen, den ganz großen Bahnhof. Sigmar Gabriel macht es anders, er macht sich klein und beugt sich hinunter zu Cemil, einem gerade mal zwei Jahre alten Kitakind der Königsborner Rasselbande.

Der Landtagswahlkampf macht Station in Unna, mit dem Wichtigsten, den die SPD im Bund zu bieten hat. In der Awo-Kita an der Berliner Allee steigt der Altersdurchschnitt an diesem Montag auf einen Schlag an, als die große Politik kurz vor 15 Uhr durch die Eingangstür schreitet.

Neben Gabriel ist die Spitze der lokalen SPD in voller Größe vertreten. Für Statistikfreunde die Gästeliste: Oliver Kaczmarek ist Bundestagsabgeordneter, Hartmut Ganzke möchte in der Nachfolge Wolfram Kuschkes Landtagsabgeordneter werden, Michael Makiolla ist Landrat des Kreises Unna, Werner Kolter Bürgermeister der Stadt Unna. Nicht zu vergessen der oberste Hausherr der Kita, Wilfried Bartmann – der ist Awo-Kreisvorsitzender und besitzt nicht ganz zufällig ebenfalls das rote Parteibuch.

Christoph Hoch ist Leiter der Rasselbande, die als Familienzentrum über 107 Kinder in fünf Gruppen wacht. Er schafft es, den Alltag im Betrieb aufrecht zu halten. Die Kinder spielen bei dem schönen Wetter draußen, die Erwachsenen debattieren drinnen die Sozialpolitik. Die Generationen vermischen sich nur kurz, für das obligatorische Pressefoto.

Nach dem von Hoch geleiteten Rundgang durch das blitzeblanke Haus schlägt der Puls bei Anja Sonneborn, Nicole Schlüter-Isenbeck und Almuth Günther höher. Den Erzieherinnen hatte Gabriel die Aufgabe gestellt, ihn mit Kritik, Wünschen und Forderungen „auf die Füße zu steigen“. Das sei schließlich ihr gutes Recht, sagt Gabriel, der noch einen Witz anfügt: „Sie dürfen uns Politiker sogar beschimpfen. Teil meines Gehalts ist schließlich eine Schmutzzulage.“

Nicole Schlüter-Isenbeck nutzt die abschließende Gesprächsrunde, um ihre Sorge um den Arbeitsplatz auszudrücken. Schuld sei das von der ehemaligen NRW-Regierung Rüttgers (CDU) eingeführte Kinderbildungsgesetz (Kibiz). Jedes Jahr im August wisse sie erst, ob ihr Vertrag verlängert werde und mit wie vielen Stunden. Gabriel versteht nach einigen Nachfragen, dass die Kontinuität in einer Kita so nicht zu gewährleisten ist. „Wir sollten das Kibiz entbürokratisieren“, sagt er, nachdem auch Christoph Hoch den immensen Aufwand beschrieben hatte.

Auch das von der Berliner Bundesregierung ins Spiel gebrachte Betreuungsgeld ist schließlich noch Thema. Gabriel weiß, dass junge Eltern unentschieden seien, was ihr Urteil angeht. Dann sagt er etwas, das alle Anwesenden sofort unterschreiben würden. „Es müsste in Kitas und Grundschulen ein kostenloses Mittagessen für alle geben.“ Und dann noch: „Schrittweise sollte auch der Kita-Besuch völlig kostenfrei werden.“ NRW hat unter der Minderheitsregierung Kraft gerade das dritte Jahr beitragsfrei gestellt. Für mehr ist eigentlich kein Geld da. Aber es ist Wahlkampf, und da dürfen gute Wünsche durchaus geäußert werden.

Christoph Hoch und seine Mitarbeiterinnen jedenfalls fühlen sich von Gabriel verstanden. Es sei gut, so Hoch, dass der Parteivorsitzende der SPD sich für die Nöte in den wichtigen sozialen Berufen interessiere.