Nachrodt. .
Zurück zum kommunalen Selbstbestimmungsrecht – das fordert Karl-Josef Laumann, der bis zur Auflösung des NRW-Landtags die CDU-Fraktion in der Opposition anführte. Mit seinem Vortrag in der Rastatt traf der Spitzenpolitiker den Nerv der zahlreichen Zuhörer, die aus allen Teilen der Kreis-Union gekommen waren.
Nachrodt-Wiblingwerde – ein hervorragendes Pflaster für Laumanns Standpunkte. Als kleine Kommune, die wenige Einwohner auf großer Fläche beherbergt, weiß man, wie schwierig es ist, eine Infrastruktur zu halten – gerade, wenn die Kassen leer sind.
Schutz für die Familie eingefordert
Laumanns Forderungen setzen in der Keimzelle der Gesellschaft an: Bei der Familie, die es zu schützen und zu fördern gilt. Der es möglich sein muss, in der Nähe Kindergarten, Schule, Arbeit, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitgestaltung vorzufinden. Der Büger soll die Wahl haben: Bekleidet er ein Ehrenamt in der Feuerwehr, so muss es beim Arbeitgeber gern gesehen sein, dass er im Brandfall ausrückt. Der Vorstand eines Schützenvereins soll nicht mit einem Bein im Knast stehen müssen, wenn er an einem sonnigen Tag die Festzeltwände nach oben klappt und den Gästen das Rauchen gestattet. „Wir brauchen einen Abbau von Reglementierung!“ fordert Laumann. „Wir können den Bürgern durchaus Eigenverantwortung zutrauen!“ ruft der Hauptredner des Abends. Die Zuhörer applaudieren.
Laumann fordert Förderung für die ländlichen Gebiete, nicht nur Ballungszentren sollen profitieren. Der CDU-Mann führt die Regionale an und kritisiert die Herauszögerung der Fördergelder. Hannelore Kraft habe die Probleme der kleinen Orte wie eine Stief-Landesmutter behandelt. Er dagegen setzt auf Re-Kommunalisierung. Die im Publikum vertretenen Christdemokraten in den Räten setzen viel Hoffnung auf Laumanns Worte, denn mit Nothaushalt ist kommunale Selbstbestimmung kaum noch möglich.
Das liebe Geld – leidigstes Wahlkampfthema. Der Hauptredner des Abends gibt zu, dass sparen nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich sei. Der CDU selbst sei das in NRW nur einmal gelungen im letzten Wirtschafts-Boom vor der Krise. Rot-Grün habe allerdings eine Mogelpackung beim Haushalt vorgelegt: „Man kann nicht einfach sieben Prozent Mehreinnahmen angeben, wenn man nur fünf Prozent hat. Deshalb haben wir den Haushalt abgelehnt. Rot/Grün hat gar nicht vor, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.“
Auch an der FDP lässt Laumann kein gutes Haar: „Die Partei will keinen Politikwechsel erzielen.“ Er möge die Freidemokraten nicht so, aber noch weniger die Grünen: „Die schlagen dem Fass den Boden aus.“
Der Bürger brauche keine Erziehung. Jede weitere Auflage, die Kommunen und ihren tragenden, das Gemeinschaftsleben beeinflussenden Säulen gemacht werde, knalle weitere Kosten rein.
Laumann ermutigt seine Zuhörer: „Pflegt, was ihr habt!“ und spielt dabei sowohl auf historische Landmaschinen, als auch das eigene soziale Umfeld an. Denn es brauche gesunde Strukturen für eine gesunde Gesellschaft, die mit dem demographischen Wandel noch die größte Herausforderung stemmen müsse.
Den Nachrodt-Wiblingwerdern empfiehlt Laumann Klaus-Dieter Jacobsen als Bürgermeister und Thorsten Schick als Vertreter im Landtag. „Zwei Männer, die Eure Interessen vertreten werden!“
Beide danken Laumann herzlich für diese Unterstützung. Sie kam ungeplant: Als der Besuch der Doppelgemeinde terminiert war, standen Neuwahlen noch nicht auf dem Programm. „Aber heute ich bin froh, dass es so gekommen ist!“, sagt Karl-Josef Laumann.