Anholt. . Ein Tierzahnarzt-Team reiste extra aus den Niederlanden an um den Braunbär Bene in der Anholter Schweiz zu behandeln

Wer Zahnschmerzen hat, geht zum Zahnarzt. Logisch. Doch was passiert, wenn ein Braunbär kaputte Beißerchen hat? Schließlich kann so ein Tier doch nicht einfach eine Zahnarzt-Praxis aufsuchen. In einem solchen Fall geht es eben umgekehrt: die Zahnarzt-Praxis kommt direkt zum Patienten. So geschehen am Samstagvormittag im Anholter Bärenwald. Tierzahnarzt Hildeward Hoenderken aus den Niederlanden war mit einem ganzen Auto voller „Folterwerkzeuge“ angereist um den tierischen Patienten zu behandeln. Sogar ein Röntgengerät hatte der Fachmann mitgebracht.

Ein Andenken von Bärendame Bessi

Wie beim Menschen geht auch bei Braunbären eine Operation nicht ohne Narkose: Und diese nahm der holländische Tierarzt, Jan Bos von der „Dierenkliniek“ aus Rehnen, mit einem riesigen Blasrohr und den passenden Narkosemitteln direkt in Anholt vor. Braunbär Bene landete im Tiefschlaf. Und zwar zu seinem Besten. Bei Bene, der mittlerweile seit 18 Monaten im Bärenwald lebt, waren bei einer anderen OP defekte Zähne festgestellt worden. Und nicht nur das: Der Braunbär war auch noch von der Bärendame Bensi gebissen worden. Bene, der nicht hören und auch fast nichts mehr sehen kann, war bei dem Gang aus dem Schlafgehege versehentlich in ein Loch gefallen und auf die Bärendame gestolpert. Bensi hatte sich angegriffen gefühlt, umgedreht und dem armen Bene in die Nase gebissen.

Also musste zuerst der Tierarzt Dr. Bos ran, um die doch sehr tiefe Wunde an der Nase mit einigen Stichen zu nähen, nachdem alle nötigen Utensilien auf dem OP-Tisch lagen. Neugierig standen da auch schon bald die beiden Bären Mascha und Ronja am Zaun und schauten voller Interesse zu, was denn da draußen vor dem Gitterzaun so alles passierte. So viel Unruhe und beschäftigte Menschen vor ihrem Käfig waren die beiden Bärinnen nicht gewohnt. Und sicherlich waren sie dann auch ganz froh, dass der Besuch des Zahnarztes nicht ihnen, sondern ihrem Kollegen Bene galt.

Aber Bene wurde während der ganzen Operation liebevoll von Tierpfleger Norbert Höchsmann überwacht, der unter anderem darauf achten musste, dass Puls und Atmung in Ordnung waren. Um letzteres zu gewährleisten, flüsterte der Pfleger dem Bären immer wieder beruhigende Worte ins Ohr – obwohl dieser die ja gar nicht hören konnte.

Pflegerin Sandra Kühn nahm gleich mal die Gelegenheit wahr, um Fußabdrücke von Bene zu machen. „Vielleicht kann man sie mal für irgendein Projekt verwenden“, erklärte sie ihr Tun, „zum Beispiel anhand eines Gegenabdrucks Stempel herstellen für Sponsoren“.

Ganz spannend fand Katrin Heinerichs die Angelegenheit. „Ganz nah dran“ durfte sie gegen einen kleine Spende einen Tag im Bärenwald erleben, gemeinsam mit den Tierpflegern füttern, Käfige sauber machen und bei ihrer Arbeit unterstützen. „Es ist Zufall, dass gerade heute die Zahn-Operation ansteht“, meinte sie, „ich finde das Ganze total spannend und nebenbei ist Bene auch noch mein Patenbär.“

Zwar hat die Zahnoperation um einiges länger gedauert als vorgesehen, weil Hildeward Hoenderken noch mehr als die ursprünglich vier Zähne entdeckte, die dringend behandelt werden mussten, aber es gab keine Komplikationen und der Zahnarzt war mit seiner Arbeit zufrieden.

Gleiches dürfte sicherlich auch für Braunbär Bene gelten, der nun hoffentlich keine Zahnschmerzen mehr mehr hat.