Werdohl. .

„Stell’ dir vor, es brennt – und die Feuerwehr kommt nicht.“ Ungläubig beobachtet zurzeit auch Werdohls Stadtbrandinspektor Manfred Theile Pläne der EU-Kommission: Brüssel will in einer neuen Arbeitszeitrichtlinie die Wochenarbeitszeit einschließlich Ehrenamt auf 48 Stunden begrenzen.

Im Gespräch mit der WR vollzieht Theile ein einfaches Rechenexempel, wie die Vorschrift den Brandschutz auf Ehrenamtsbasis nahezu unmöglich machen würde.

In der Freiwilligen Feuerwehr in Werdohl leisten rund 110 Männer und Frauen ihren Dienst, dazu kommt die Jugendfeuerwehr mit knapp 25 Mitgliedern. Sämtliche Wehrleute sind berufstätig und erreichen in ihrem Hauptberuf bereits Wochenarbeitszeiten von 40 bis 42 Stunden.

Blieben sechs bis acht Stunden für das Ehrenamt – viel zu wenig. Bei der Feuerwehr fallen abgesehen von Löscheinsätzen Dienste an, die unumgänglich sind: die regelmäßige Pflege von Geräten, um die Wehr betriebsbereit zu halten, monatliche Übungen, Aus- und Fortbildungslehrgänge (Funker, Maschinisten, Atemschutz, ABC). Theile: „Das sind Zeiten, die auch noch auf den Zettel müssen – wann soll der dann noch löschen?“

11 Stunden Ruhepause zwischen zwei Blöcken

Aktuelles Beispiel: Am 11. November 2011 haben die Werdohler gemeinsam mit der Stadt Lüdenscheid einen Grundlehrgang für Seiteneinsteiger begonnen. Bis zum 7. Juli fallen hier rund 15 Stunden pro Woche für jeden Teilnehmer an. „Das würde auch bedeuten, dass wir keine neuen Kräfte mehr ausbilden könnten“, prophezeit Theile.

Jeder Feuerwehrmann müsste zudem eigenverantwortlich überprüfen, wie viele Stunden er schon gearbeitet hat und dann selbst entscheiden, ob er noch zum Einsatz fährt. Denn die geplante EU-Richtlinie sieht auch vor, dass zwischen unterschiedlichen Arbeitsblöcken elf Stunden Ruhephase liegen müssen. „Wir wüssten nicht, wer kommt“, malt Manfred Theile ein nicht vorstellbares Gebilde an die Wand.

Schon heute könne nicht jeder Kamerad zu jedem Einsatz fahren, weil berufsbedingt seine Anreise zu lange dauern würde. Dies sei aber eine kalkulierbare Größe.

Hans-Peter Kröger, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes warnte bereits vor einigen Wochen vor den Folgen der Richtlinie: „Das Ehrenamt wäre damit weitgehend unmöglich gemacht.“ Berufsfeuerwehren könnten sich kleinere Kommunen nicht leisten. In Deutschland basiere (neben Österreich) der Brandschutz auf dem System der Freiwilligen Feuerwehren.

Die Zielrichtung der Richtlinie erschließt sich auch Manfred Theile nicht. „Jeder, der in die Freiwillige Feuerwehr eintritt, weiß, dass er ein Ehrenamt ausübt und der Allgemeinheit etwas Gutes tun will!“

Einziger hauptamtlicher Feuerwehrmann in Werdohl ist Manfred Theile. „Die Arbeitszeitrichtlinie käme bei mir genau so zum Tragen!“ Er ist sicher: „Die Richtlinie wäre der Untergang oder der Tod der Freiwilligen Feuerwehr.“