Lüdenscheid. .
Wer vor der Tür steht, könnte schon hier zum ersten Mal stutzig werden. Soll hier wirklich eine Party steigen? Es ist doch so ruhig. Aus der Fabrikhalle sind Stimmen zu hören, aber wo ist die Musik? Dann geht die Tür auf. Licht flackert über die Menge, die sich bewegt, die tanzt, die bebt. Und sie singt. Unterschiedliche Melodien. Und wieder die Frage: Wo ist die Musik? So könnte des den Besuchern gehen, die in der Karl-Kuhne-Fabrik in den Mai tanzen wollen. Aber niemand muss sich hier Gedanken machen, dass er nichts für die Ohren geboten bekommt.
„Jeder Besucher erhält beim Eintritt einen Kopfhörer“, beantwortet Ejder Cindemir schließlich die Frage nach der Musik. Den Abend über werden acht DJs spielen, immer zwei gleichzeitig. Per Funk wird die Musik dann in die Hörer übertragen. Und die Besucher können auf Knopfdruck am eigenen Hörer wählen, zu welcher Musik sie tanzen wollen. „Es darf natürlich auch mitgesungen werden“, sagt Cindemir, der bei der Veranstaltungsreihe der rosaroten Brille mitwirkt.
Auch wie laut denn eigentlich die Musik aufs Ohr dröhnen soll, kann selbst bestimmt werden. Lauter als 80dB geht allerdings nicht. „Das ist der von Medizinern empfohlene Höchstwert“, sagt der Veranstalter. Hörpausen können Gäste in der Lounge einlegen. Dort ist kopfhörerfreie Zone, in der man sich ungestört unterhalten kann.
Kopfhörerpartys kommen aus England. Was als Versuch entstand, zu feiern, ohne den Nachbarn zu stören, ist nun zur Event-Idee geworden. Andere Städte haben sie bereits genutzt, um beispielsweise bei der langen Nacht der Bibliotheken oder der Museen entsprechende Veranstaltungen anzubieten.
„Für den Fall, dass das Konzept in Lüdenscheid einschlägt, haben wir schon weitere Träume“, sagt Cindemir. Eine Open-Air-Leise-Disco auf dem Rathausplatz.