Rees. . Die NRZ sprach mit der grünen Birgitt Höhn über Bildung, Demokratie, Energiewende und Frauen

Birgitt Höhn aus Millingen kennt man als Ratsfrau der Grünen, als Vorstandssprecherin der Partei Bündnis ‘90/Die Grünen im Kreis Kleve. Jetzt findet man die 46-Jährige zudem auf der Liste für die NRW-Landtagswahl – auf Platz 49.

Ein attraktiver Listenplatz!

Finde ich auch. Bei der letzten Wahl hat die Liste bis Platz 23 gezogen, mal sehen, wie es am 13. Mai für uns läuft. Aber im Vordergrund stehe nicht ich, wir treten als Team an.

Das heißt?

Grün muss stark aus dieser Wahl hervorgehen. Daher ist Zuarbeiten auf allen Ebenen wichtig. Aber unabhängig, wie die Wahl für uns ausgeht: Unsere Arbeit geht weiter.

Was sind Ihre Themen?

Beworben habe ich mich mit den beiden Themen Kinder, Jugend und Familie sowie Demokratie.

Beim Thema Familie sind Sie gewissermaßen Fachfrau als allein erziehende Mutter von fünf eigenen und derzeit einem Pflegekind!

Ja. Ich kenne viele Probleme und klar ist, dass wir neue Wege bei den Unterstützungssystemen für Familien und Alleinerziehende gehen müssen. Wir brauchen zum Beispiel ein flächendeckendes qualifiziertes Betreuungsangebot, das den Bedingungen am Arbeitsmarkt angepasst ist.

Also die Betreuungszeiten ausweiten.

Nicht nur das. Auch die Qualität des Personals muss stimmen. Im Gegensatz zur SPD wollen wir aktuell die beitragsfreien Kindergartenjahre nicht ausweiten. Wir wollen das Geld lieber in die Hand nehmen, um den Personalschlüssel zu verbessern und um die Erzieher zu bilden. Also mehr Logopäden, Modopäden... Das ist derzeit wichtiger.

Warum dieser frühe Ansatz?

Wir sind auf dem Weg zur Wissensgesellschaft. Die Anforderungen an unsere Kinder werden immer höher. Wir müssen von unten nach oben die Bildung verbessern. Nur dann kann es langfristig eine Chancengleichheit für alle gegeben. Im Hinterkopf muss man dabei haben, dass es zwischen Bildungsferne und Armut eine direkt Verbindung gibt.

Chancengleichheit ist doch auch Hintergrund für die Förderung der Gesamt- und Gemeinschaftsschulen.

Unbedingt. Das längere gemeinsame Lernen ist zudem oberster Elternwunsch. Und hier sind wir schon bei meinem zweiten Schwerpunkt: Demokratie. Die Bürgerbeteiligung ist ganz wichtig, denn nur so erfahren politische Entscheidungen eine große Akzeptanz.

Und wie früh soll das beginnen?

Wir müssen dazu beitragen, dass Kinder von klein an Respekt erfahren, Chancengleichheit und Demokratie leben lernen. Das müssen wir schon in die kleinste gesellschaftliche Einheit, in die Familie, transportieren. Nur so werden wir es schaffen, dass die Erwachsenen von Morgen bereit sind, Verantwortung für sich und die Gesellschaft zu übernehmen.

Was fällt Ihnen bei folgenden Stichworten ein: Kies?

Unumgänglich bleibt, den Kies-Euro einzuführen.

Betuwe?

Auch im Falle eines Regierungswechsels darf es nicht sein, dass die Städte bei Konsens auf ihrem Drittel sitzenbleiben. Dann wären mit einem Schlag alle Kommunen längs der Betuwe in der Haushaltssicherung.

Energiewende?

Eines meiner Lieblingsthemen. Der Windkrafterlass ist durch. Größtes Problem ist derzeit die Speicherkapazität. Wir werden auch nicht nachlassen zu fordern, städtische Gebäude mit alternativen Energien zu bestücken.

Fracking?

Das Schutz des Grundwassers steht für uns an oberster Stelle. Mit den Grünen ist der Einsatz von Chemikalien nicht drin.

Frauen?

In Sachen Gleichberechtigung ist längst nicht alles erreicht. Stichwort: ungleiche Bezahlung.

Piraten-Partei?

Das sind ganz normale Mitbewerber. Weder besonders innovativ, noch besonders revolutionär. Sie jagen uns keine Angst ein.