Unna. .

Es gibt Themen, die sind allseits bekannt und doch irgendwie unbekannt. Aids ist so eins. Die Mitarbeiter der Aidshilfe im Kreis Unna verlassen daher regelmäßig ihre Büros an der Gerichtsstraße und versuchen mit den Vorurteilen aufzuräumen und den Menschen Ängste zu nehmen. „Eine unserer Aufgaben ist es, dass das Thema in den Köpfen bleibt und niemand auf dem Wissensstand der 80er bleibt“, sagt Indra Kraft.

Die Unnaer Diplom-Sozialarbeiterin kennt alle Ängste und Vorurteile, sogar die Absurdesten. Etwa, dass es gefährlich sei, sich mit einem Aids-Kranken die Tasse zu teilen. Um solche Vorurteile aus dem Weg zu räumen, setzen die Mitarbeiter auf niedrigschwellige Angebote und gehen dorthin, wo die jungen, oft unerfahrenen Menschen sind. Etwa auf Partys und Konzerte. Mit lockerer Ansprache, witzigen „Sexperten-Quiz“ und natürlich haufenweise Kondomen sprechen sie Jugendliche an und werben für die richtige Verhütung.

Mit der Pille ist es nämlich nicht getan, die bekanntermaßen nur vor ungewollter Schwangerschaft schützt. Aber auch die Fragen beantworten die Mitarbeiter, wenn sie die Schulen im Kreis besuchen, um etwa 2 700 Schüler jährlich zu informieren.

Wer sich infiziert hat oder es glaubt, findet dann an der Gerichtsstraße 2a in Unna täglich ab 9 Uhr (Mo. bis Do. bis 16 Uhr, Fr. bis 13 Uhr) intensive Beratung. Oft möchten die Menschen wissen, wer der richtige Arzt für sie ist. „Es ist vollkommen in Ordnung, dass sich nicht jeder Arzt auskennt“, sagt Kraft. Aber in Dortmund gibt es zwei Ärzte, die sich spezialisiert haben. Dank der Spezialisten können Menschen, die den Virus in sich tragen, noch ein langes und gutes Leben führen. „HIV ist eine chronische Krankheit, die sich behandeln lässt“, betont Kraft.

Durch die guten Ergebnisse der Forschung ändert sich auch das Beratungsprofil der Aids-Hilfe in Unna. „HIV und Armut ist ein immer dringenderes Thema“, sagt Indra Kraft. Viele Erkrankte mussten damals früh in Rente gehen, durch die weiter steigende Lebenserwartung fehle ihnen nun einfach das Geld. „Sie können normal arbeiten, aber sie haben nicht mehr die Chance dazu“, sagt Kraft.

Auch das Thema Selbsthilfe ist ein wichtiges Unna. Jeden zweiten Samstag gibt es ein ungezwungenes Frühstück für HIV-Kranke und Freunde. Hier können alle offen über die Erkrankung reden. „Das ist in der Provinz nicht so leicht wie in den Großstädten“, sagt Kraft.

Die Aids-Hilfe im Kreis Unna sitzt an der Gerichtsstraße 2a. Die Sprechzeiten sind wochentäglich von 9 bis 16 Uhr, freitags bis 13 Uhr, 8 96 05, www.unna.aidshilfe.de.