Schalksmühle.
Sie sind Ende 50, Anfang 70, Anfang 80. Sie brechen auf zu neuen Ufern. Im Senioren-Internetcafé im Jugendzentrum erobern sie eine neue Welt, das weltweite Netz. Und Horst Ehringhaus, der ehemalige Gemeindebrandmeister, ist ganz in seinem Element. „Retten, löschen, bergen, schützen“, das gilt auch am Wansbeckplatz – „vormachen, nachmachen, kontrollieren“, lautet einmal mehr das bewährte Ausbilderprinzip. „Das ist unser Horst“, sagen die Männer und Frauen. Es ist der Horst, der ihnen alles rund um den Computer beibringt, der die Angst vor dem PC nimmt, auch wenn dieser mal wieder nicht das macht, was Mann oder Frau wollen.
Seit einem halben Jahr ist Jutta Meier Witwe. „Da saß ich vor dem Ding und musste Banking machen. Damit kannte ich mich überhaupt nicht aus“, erzählt die 82-Jährige. Eine Bekannte hat sie auf das Internetcafé aufmerksam gemacht. Nun ist sie schon zum achten Mal hier. Sie möchte auch lernen, Emails zu schreiben. „Ich kann sie annehmen, aber nicht antworten“. Zugverbindungen im Internet heraussuchen, auch das ist wichtig für die Seniorin ohne Führerschein. Sie lernt jeden Dienstag: „Ich bin hier lieb aufgenommen worden. Ich höre und sehe etwas anderes und komme unter Leute.“
Auch Marian Kornbrenner hat per Zufall vom „Surfen unter Anleitung“ erfahren. Er ist fasziniert davon, über das Internet Wissen zu tanken. „Das bekomme ich in keinem Buch.“ Und überhaupt: „Bücher über Computer sind Müll. Da wird zu viel vorausgesetzt.“ Hier kann er fragen. Das findet der 73-Jährige gut. Er wollte die fremde Welt des weltweiten Web vernünftig kennen lernen. Darum ist er hier.
An der richtigen Adresse
Da ist er bei Horst Ehringhaus an der richtigen Adresse. Jeder soll sagen, was er lernen möchte. Locker soll es sein, keiner soll sich bedrängt fühlen, das ist die Devise des 72-Jährigen, der sich vor 12 Jahren auf diesen „Job“ eingelassen hat. Eigentlich sollten junge Leute alte Leute unterrichten, blickt er zurück. Aber ältere lernen anders, und so ist er 2000 eingestiegen. Auch er hat vorher gelernt und zwar als Zaungast bei einer Lehrerfortbildung.
Bei einer Tasse Kaffee büffeln die Seniorinnen und Senioren. Spiele interessieren nicht, dagegen Textbearbeitung, Hardware, Surfen, „wir versuchen uns an allem. Das macht Spaß“, ganz besonders der „Stammkundin“, die im Internet das Überwintern in der Sonne bucht. „Stammgast“ war eine 86-Jährige, die zehn Jahre regelmäßig das Internetcafé besuchte. „Sie ist noch mit dem Rollator gekommen, war fit und hat sich alles aufgeschrieben“, erinnert sich Horst Ehringhaus. Auch seine Schülerinnen und Schüler von heute bleiben bei der Stange. „Der Horst muss mir noch viel beibringen“, spricht Jutta Meier aus, was alle denken.