Schwerte. .
Beratungsstellen müssen keine Werbung in eigener Sache machen. Ihre Wartezimmer und Terminkalender sind gut gefüllt. Das ist bei der Schwangerschaftsberatungsstelle der Diakonie nicht anders. Stefan Uhlenbrock klappert dennoch für sein Handwerk – und für seinen Ruf. „Wir beraten Eltern auch nach Totgeburten und einem Abbruch.“
Einen Anlass, diese eher unbekannte Aufgabe der Schwangerschaftsberatung bekannt zu machen, gab ihm ein Zeitungsbericht. Darin kritisierten zwei Männer, nach dem Tod ihrer nur wenige Stunden alten Kinder außer der medizinischen Betreuung in der Krankenhäusern keine psychologische Hilfe erhalten zu haben. Bei der Schwangerschaftsberatungsstelle hätten sie diese bekommen, so Uhlenbrock. Kostenlos, schnell und anonym – einen Krisentermin gebe es innerhalb von 24 Stunden – könne das erste Gespräch stattfinden, die Beratung zwei Wochen später.
„Wir sind gute Hausärzte. Aber wenn ich eine Lungenentzündung feststelle, überweise ich zum Facharzt“, sagt Uhlenbrock und meint mit diesem Vergleich: Er berät, therapiert aber nicht. Nicht umsonst arbeite er als Mann in der Schwangerschaftsberatungsstelle: „Mann und Frau trauern anders.“ Wie auch Männer anders mit Krisen rund um Kinder und Ehe und Schwangerschaft umgingen.
Gerade Eltern, die überlegten, ob eine umfassende Pränataldiagnostik nötig sei oder nicht, hätten neben der medizinischen Aufklärung viel Gesprächsbedarf. Uhlenbrock und seine Kollegin Anne-Kristin Hitzschke sprechen mit den Eltern den Sinn und Zweck und die Folgen aller Untersuchung durch. „Uns ist es am liebsten, die Frauen und Männer kommen bereits vor den Untersuchungen. Dann hat man sich schon kennengelernt.“
Liegen dann die Untersuchungsergebnis vom Triple-Test und der Fruchtwasseruntersuchung vor und sind diese mit Befund, das heißt: Das Kind wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer Behinderung leben müssen – spricht Uhlenbrock mit den Eltern alles durch.
Welche Hilfen gibt es für Eltern mit behinderten Kindern, wie ändert sich das Leben der Erwachsenen, wie läuft eine Spätabtreibung ab? „Das ist ja kein Abbruch, sondern eine Tötung im Mutterleib, der die Geburt folgt.“ Die verpflichtende Beratung, die der Gesetzgeber den Fachleuten nach einem negativen Befund aufgegeben habe, „war schon klug gedacht. Aber die meisten geben sich mit der medizinischen Beratung zufrieden“ , so die Erfahrungen von Uhlenbrock. Anspruch haben die Eltern auch auf eine psychologische Beratung.
Wie auch immer die Frau und der Mann sich entscheiden, bei der Schwangerschaftsberatungsstelle finden sie stets einen Gesprächspartner oder eine -partnerin. Das gelte auch, so Uhlenbrock, wenn der Abbruch oder die Fehlgeburt schon längere Zeit zurücklägen oder das Kind bereits laufe. „Für alle Krisen in der Familie, die in den ersten drei Jahren nach der Geburt auftreten, kann man uns ansprechen.“