Halver. .

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Für die Stadt Remscheid liegt es offenbar vor allem im Geldbeutel der Reiter. Sie plant, mit der Einführung einer Pferdesteuer ihren Haushalt aufzupäppeln.

Genehmigt das Land das Vorhaben, könnten andere Kommunen sich ein Beispiel nehmen, um ihre klammen Kassen zu füllen. Wäre es denkbar, dass Halver in dem Fall nachzieht? Hiesige Pferdehalter wären darüber jedenfalls nicht begeistert.

In Halver gibt es nach Angaben des Märkischen Kreises aktuell 107 registrierte Pferdebesitzer. Dass auf eine Vielzahl von ihnen harte Zeiten zukämen, daran hat Silvia Hahn, 2. Vorsitzende der Reitgemeinschaft Halver-Hulvershorn, keinen Zweifel.

Nicht jeder, der ein Pferd halte, sei ein Goldesel, vielmehr verzichteten die meisten für ihr Hobby auf vieles andere. Welcher normale Pferdehalter könne sich ohne weiteres leisten, mit einem Mal jährlich 750 Euro mehr zu berappen? Nicht weniger wichtig sei die Frage danach, wofür die Steuer überhaupt gedacht ist.

„Zunächst sollten die Gründe genannt werden, ich glaube, es wurde noch keiner genannt“, so Silvia Hahn auf WR-Anfrage. „Und in einem zweiten Schritt sollte man überlegen, warum ausgerechnet die Halter von Pferden so stark zur Kasse gebeten werden.“ Falls mit der Nutzung des Waldes argumentiert werde, sei dagegen zu halten, dass bereits jetzt über die Reitkennzeichen und Reiterplaketten jährliche Abgaben geleistet werden. „Dann könnte man auch fragen, ob der Radfahrer, der Läufer oder auch – überspitzt formuliert – der Sonntagsspaziergänger im Wald genug für die Nutzung zahlt“, meint Silvia Hahn. Das Argument, dass Reiter potenziell Schäden anrichteten, überzeuge sie nicht. „Da gibt es andere Nutzer, die unter Umständen mehr anrichten und gar nichts zahlen.“

Keinen Anlass, die Pferde scheu zu machen, sieht Kämmerer Markus Tempelmann. Der Remscheider Rat befasse sich erst Ende Juni mit dem Thema, danach müsse das Land seine Genehmigung erteilen, und diese sei auch schon einmal verweigert worden, Beispiel Solariumssteuer. „Es steht also noch vollkommen in den Sternen, wie die Angelegenheit ausgeht“, so Tempelmann. „Wir werden erst einmal genau beobachten, was sich genau tut, bevor wir uns näher damit befassen.“

„Käme die Steuer tatsächlich, wäre ich als Vorsitzender des Reitvereins Interessenvertreter, und meine Aufgabe ist es dann, Belastungen vom Verein fernzuhalten“, erklärt Wolfgang Löhn, Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Halver. „Dass Kommunen in finanziell schwierigen Zeiten Steuerquellen erfinden und dabei kreativ sind, siehe Bettensteuer, ist ihr gutes Recht. Letztlich braucht ein solches Unterfangen aber die Genehmigung der Landesregierung.“

Abgesehen davon stelle sich die Frage, „welche Motivation dahinter steckt, ob es lediglich darum geht, möglichst schnell Geld in die Stadtkasse zu spülen“. Man sollte dabei nicht allein den Ertrag, sondern auch den Aufwand berücksichtigen.

„Konkret gefragt: Welche Pferde gibt es? Von Superstars wie Totilas ist die ländliche Reiterei doch weit entfernt“, betont Wolfgang Löhn. „Nur das Schauen auf den Verein wäre zu eng gegriffen. Da sind die Schulpferde, auf denen Kinder ohne eigenes Pferd Reiten lernen können, oder Pferde für therapeutisches Reiten. Da sind die Züchter, die Turnierreiter – und was ist mit den Gnadenbrot-Pferden? Auch das sind schließlich Pferde!“

Pro Pferd „eine Summe X anzusetzen, so einfach kann es sich eine Kommune nicht machen“. Und wenn dem Rechnung getragen würde, bliebe die Frage, ob dann noch der Ertrag erreichbar wäre, den sich die Stadtkasse erhoffe.

Für den Fall, dass der Reitverein die Mehrbelastung weitergeben müsse, stelle sich die Frage, ob dies überhaupt möglich sei, gibt Wolfgang Löhn zu bedenken. „In Zeiten, in denen ehrenamtliche Arbeit unerlässlich ist und hochgelobt wird – ist da eventueller Mitgliederverlust ein gewollter Effekt? Nicht zu vergessen, dass Reiter – von der Reithose über den Hufschmied bis hin zum Futter – auch Kunden sind. All diese Aspekte gilt es mitzuberücksichtigen.“