Massen. .
„Gesegnet seist Du, Herz“, sang Kantor Didij Podszus am Samstagabend mehrmals. „Baruch ata adonai“ heißt das auf Hebräisch. Es war der Sederabend, mit den man in jüdischen Gemeinden den Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten. Eine ganze Menge Rituale und symbolische Schritte gehören zu diesem „fundamentalen Bestandteil unseres Glaubens“, so Podszus. Sie alle sind in der „Haggada“ genauestens niedergeschrieben. Die Haggada ließt man in Massen auf Deutsch, Russisch und Hebräisch – die Seiten sind von links nach rechts nummeriert.
Radieschen in Salzwasser getunkt
Alles begann mit dem ersten Becher Wein. Beim „Karpatz“ und „Jachatz“ blieben die Speisen, noch recht spärlich. Die Gemeindemitglieder tunken ein Radieschen in Salzwasser ein und essen das ungesäuerte Brot. All dies erinnert an die harte Arbeit der Vorfahren und an die Eile des „Exodus“ aus Ägypten. Denn der jüdischen Bevölkerung blieb keine Zeit, das Brot zu säuern.
„Baruch ata adonai“, sang Podszus wieder, bevor der kleine Leon seinen großen Auftritt hatte. Als Gemeindejüngster durfte er die „Frage der Kinder“ stellen, wie es in der Haggada vorgeschrieben ist.
„Warum ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte?“, singt Leon über Mikrofon und auf hebräisch. Wahrscheinlich weiß er es bereits.
Spätestens beim „Schulchan Orech“ wurde es in Massen vergnüglich. Das Festessen ist ebenfalls ein fester, vorgeschriebener Bestandteil des Sederabends.
Doch die Freude über das Ende der Sklaverei soll für die Juden vom Leid der Ägypter überschattet bleiben. In Erinnerung an die zehn Plagen, die großes Leid über das ägyptische Volk gebracht haben müssen, werden zehn Tropfen Wein verspritzt: „Wir wollen unsere Freude verringern“, erklärt Podszus.
Auch in Massen wartete man am traditionellen Sederabend, wie in allen jüdischen Gemeinden und Synagogen, auf die Ankunft des Propheten Elijah.