Overberge. .
Was war denn nun zuerst da - das Ei oder das Huhn? Bei Pfarrer Frank Hielscher waren es eindeutig die Hühner. Fünf Stück - je eines für jedes Familienmitglied - gackern seit rund 16 Jahren am Rosenweg hinter dem Pfarrerhaus.
Die drei Kinder waren vor vielen Jahren der Grund, dass sich die Eheleute Hielscher dazu entschlossen, einen Teil ihres Gartens abzutrennen und dort Hühner zu halten. „Wir wollen unseren Kindern ganz praktisch zeigen, wo die Lebensmittel herkommen“, erzählt Hielscher. Aus diesem Grund wurden in einer Ecke des Gartens auch kleine Beete angelegt - für Kartoffeln, Salat oder Bohnen.
Mittlerweile sind die Kinder erwachsen - doch Hühner hält die Familie immer noch. „Sie sind so genügsam“, schwärmt Hielscher. Ein bisschen Spezialfutter und regelmäßig Wasser - mehr sei nicht nötig. Und natürlich müsse der Hühnerstall sauber gehalten werden. Ansonsten würden die Hühner friedlich vor sich hinscharren und sich über die Grashalme oder Würmer freuen, die sie im Boden finden. Noch mehr allerdings freut sich das gefiederte Quintett über Essensreste. Als Frank Hielscher mit den Überbleibseln eines Bohneneintopfs den Garten betritt, ist das Gegacker groß. Im Gänsemarsch eilen die Hühner herbei. „Das ist auch ein großer Vorteil der Tiere. Man wirft keine Essensreste mehr in den Müll“, sagt Hielscher.
„Ist das nichtfaszinierend?Aus dem Ei kommt Leben.“
Natürlich sind die vier namenlosen braunen Hühner und ihre schwarzgefiederte Freundin längst nicht mehr die Hennen der ersten Generation. Das ein oder andere Tier ist ein Festessen für den Marder geworden. Und so manches Federvieh landete nach einem langen glücklichen Hühnerleben im Suppentopf der Hielschers. Momentan schwächelt schon wieder eine der Hühnerdamen. Die schwarze. „Sie ist nicht mehr die Jüngste“, sagt Hielscher, auch Eier lege das Huhn nicht mehr so viele. Aber zu fürchten hat es nichts - „es bekommt hier sein Gnadenbrot“, sagt Hielscher. „Wir brauchen nicht so viele Eier. Die anderen Hühner legen immer noch vier Stück am Tag.“ Sagt’s - und zieht aus dem kleinen Hühnerstall, einem unfunktionierten Kinder-Spielhaus, ein gerade frisch gelegtes Ei hervor. Das wirft er auf den Rasen und lacht. „Sehen sie. Es geht nicht kaputt. Ist das nicht faszinierend? Man hat das Gefühl, man wirft einen Stein. Aber es kommt doch Leben daraus.“
Wegen dieses Lebens, wegen der Bedeutung für Fruchtbarkeit und die Erneuerung der Natur, sind Eier bis heute das Sinnbild für Ostern. Zumindest theoretisch. Denn all zu viel neues Leben gibt es dann doch nicht in den Eiern der Hielscher-Hühner. Um daraus Küken schlüpfen zu lassen fehlt es an einem Hahn. Den gab es mal als Geburtstagsgeschenk - aber der temperamentvolle Gockel verschreckte die eingeschworene Hennenschar. Der Hahn zog daraufhin auf einen Bauernhof um - und am Rosenweg kehrte wieder Frieden ein.