Bergkamen. .
Ostern. Das Fest der Ostereier und damit des Cholesterins. „Stimmt nicht“, sagt die Heilpraktikerin Claudia Lindemann. „Eier stehen völlig zu Unrecht unter Generalverdacht. Experten sind der Meinung, dass bei dem Verzehr von Eiern nur eine begrenzte Menge Cholesterin vom Körper aufgenommen werden kann.“
Unsere Zeitung will sich dennoch - genau in der Ostereier-Zeit - auf die Spur des Cholesterins begeben. Denn heute, am 7. April, ist auch Weltgesundheitstag. Ein perfekter Zeitpunkt, um sich mit dem Thema Gesundheit und der Zivilisationskrankheit Cholesterin auseinander zu setzen. Die Bönener Heilpraktikerin, Claudia Lindemann, die erst vor wenigen Tagen einen Cholesterin-Vortrag in der Bergkamener Volkshochschule gehalten hat, half uns dabei.
Frage: Frau Lindemann, die Eier spielen also gar nicht so eine bedeutende Rolle. Wie sehr kann man denn mit Ernährung überhaupt den Cholesterinspiegel beeinflussen - positiv wie negativ?
Claudia Lindemann: Nur 15 Prozent des Cholesterinspiegels werden durch die Ernährung beeinflusst. Zusammen mit viel Sport kann man seinen Cholesterinwert etwa um 20 Prozent senken. Der Rest ist leider Veranlagung. Deshalb rate ich dringend zu einem Arztbesuch und ggf. auch einer medikamentösen Behandlung, falls der Cholesterinspiegel gefährlich erhöht ist. Leider haben aber viele Medikamente auch Nebenwirkungen.
Wofür braucht ein Mensch überhaupt das so negativ besetzte Cholesterin?
Das Cholesterin wird in der Leber gebildet und ist notwendig für Nervenzellen, Gallensäure, Sexual- und Stresshormone und vieles mehr. Es ist wichtiger als so manche Vitamine. Leider können zu hohe Cholesterinwerte gefährlich werden. Wenn nicht mit Medikamenten gegengesteuert wird, besteht die Gefahr der Arteriosklerose, und das Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen, steigt.
Wer ist besonders betroffen?
Menschen, die genetisch bedingt eine Cholesterinerhöhung haben sowie Personen, die stark rauchen oder/und unter Bluthochdruck leiden. Und dann spielt natürlich die Ernährung noch eine Rolle.
Welche Lebensmittel sollte man meiden?
Generell gilt: Kaltgepresste Öle sind besser als Butter. Und Schmalz ist Gift. Meiden sollte man alle gehärteten und festen Fette sowie Mehlschwitze oder Sahnesauce am Gemüse, zu viel Fett, das gilt auch für fettes Fleisch. Darüber hinaus ist abzuraten von Innereien, der Haut von Geflügel, Fischkonserven in Öl, Mayonnaisesalaten, Croissants, Blätterteig, Vollmilchschokolade, Marzipan oder Nougat.
Das ist ja eine schreckliche Liste: Gibt es auch empfehlenswerte Lebensmittel?
Ja. Erlaubt ist Käse bis 30 % Fett i.Tr., Eiweiß, Soja, Kakao, Bitterschokolade (über 70 %), Mandeln, Sonnenblumenkerne und vor allem Gemüse. Tomaten, Artischocken und Knoblauch gelten als regelrechte Cholesterinkiller. Gut sind auch bittere Gemüse. Etwa Radicchio oder Chicorée. Und auch Kartoffeln, Nudeln oder Reis dürfen gegessen werden, wenn sie gekocht und nicht in Fett gebraten sind. Und natürlich gibt es auch empfehlenswerte Kräuter und Ballaststoffe - von der Haferkleie bis zu Flohsamenschalen.
Sie raten auch vom Fisch ab...
Nur vom Süßwasserfisch. Omega-3-reiche Fische, wie Hering, Lachs, Makrele oder Kabeljau sind durchaus zu empfehlen und wertvoller als fettes Fleisch. Mageres Fleisch ist aber durchaus erlaubt.
Wie sieht es mit Alkohol aus?
Viele trinken gerne noch ein Schnäpschen zur Verdauung nach dem Essen. Das ist falsch. Die Leber muss dann den Alkohol abbauen und kann sich nicht um das schädliche Fett kümmern. Wenn es schon Alkohol sein soll, ist ein Aperitif vor dem Essen besser geeignet. Etwas Bitteres, das die Verdauung anregt, etwa ein Campari oder besser noch ein Kräutertee.
Gibt es noch mehr Irrglauben wie das Verdauungsschnäpschen?
Ja, tatsächlich, und das betrifft die Blutabnahme für den Cholesterin-Test. Es reicht nicht, morgens nüchtern, also ohne Frühstück, zum Arzt zu gehen. Das letzte Essen muss mindestens 12 Stunden, besser 14 Stunden, zurückliegen. Sonst verändert es die Werte.
Wann gilt ein Cholesterinwert als zu hoch?
Wenn er über 200 mg/dl liegt; der Idealwert liegt unter 160 mg/dl. (Ab 250 mg/dl steigt das Risiko massiv.) Aber dieser eine Wert sagt noch gar nichts. Zur Feststellung des Cholesterinspiegels müssen immer Einzelwerte ermittelt werden. Zur Einschätzung eines Risikos muss man den so genannten „guten“ HDL-Wert ebenso heranziehen wie den „schlechten“ LDL-Wert.