Kamen. .

„Abzocke!“ und „Sauerei!“, ärgern sich Kamener an den Tankstellen. Autofahrer von Berufswegen planen Konsequenzen aus den Spritpreisen: Taxitarife sollen steigen, der „Essen auf Räder“-Service will Fahrgebiete reduzieren, erste Fahrschulen meiden Langstreckenfahrten.

Für Taxiunternehmen sorgen die Spritpreise demnächst für Änderungen in den Tarifen. „Die Preise bestimmt ja der Taxiverband, und diese gelten dann für Alle,“ erklärt Taxiunternehmer Ahmet Hatap. Dieser Verband steht nun tatsächlich kurz davor, eine Tariferhöhung zu beschließen. „Das kann man sowohl positiv als auch negativ sehen. Der Gewinn schrumpft durch die Spritpreise sowieso, egal ob die Tarife gleich bleiben oder sich erhöhen. Durch die höheren Tarife machen wir zwar etwas Gewinn, durch die Benzinpreise aber auch weniger Umsatz“, sagt Hatap.

Auch beim Lieferservice „Essen auf Rädern“ der AWO sind drastische Maßnahmen aufgrund der aktuellen Preislage geplant. Um die Verluste bei den Einnahmen zu kompensieren, befinden sich derzeit die Einschränkungen von Liefergebieten in Überlegung. „Da wir oft lange unterwegs sind, merkt man schon, wie die Spritkosten die Einnahmen auffressen“, so David Thiele vom Marketing der AWO. Eingeschränkte Liefergebiete werden zeitnah umgesetzt. „Dabei lassen wir dann aber keine Kunden im Regen stehen, wir würden diese an andere Anbieter vermitteln,“ versichert Thiele.

Auch Rudi Stegemöller vom Baustoffhandel Stegemöller GmbH hat Verluste. „Diese Verluste haben sich aber schleichend bemerkbar gemacht“, erzählt Stegemöller. Er betreibt mittlerweile eine eigene Tankstelle und hofft so auf Spareffekte. Steigende Kosten seien jedoch natürlich immer noch zu bemerken.

Verluste machen auch die Fahrschulen im Umkreis, wenn sie sich nicht frühzeitig auf die explodierenden Treibstoffkosten einstellen. „Ich habe die Fahrstundenpreise im letzten September erhöht“, berichtet der Fahrschulinhaber Michael Kepp. „Wir achten zudem darauf, wann wir tanken. Das macht sich selbst bei fünf Cent bemerkbar.“ Die Idee, spätabends zu tanken, wenn die Preise fallen, habe viele. Jürgen Helmgens, Fahrschulbesitzer, dringt manchen Tages nicht bis zu seinem Haus vor, da an der benachbarten Tankstelle zu „günstigen“ Momenten das Verkehrschaos ausbricht. „Mir liegt es sehr am Herzen, dass die Fahrschüler eine solide Ausbildung erhalten, aber wir stehen mit dem Rücken an der Wand.“ Helmgens befürchtet, dass die Fahrschüler unter der Pfennigfuchserei ihrer Ausbilder zu leiden haben. Anstelle ausgiebiger Autobahnfahrten würden viele Kollegen vermehrt auf Parkplätzen üben, um Benzin zu sparen. Die Fahranfänger werden nicht mehr gewissenhaft auf das Autofahrerleben vorbereitet, sodass sich das Unfallrisiko erhöht. „Die Spritkosten kann man nicht beeinflussen“, stellt Helmgens fest, deswegen musste er sich im vergangenen Dezember ein Auto mit einem geringeren Verbrauch anschaffen.

Der Betreiber von „Andreas seine Fahrschule“ erzählt, dass die steigenden Kosten sich nicht auf die Anzahl der Anmeldungen auswirken: „Ich ernte dafür Verständnis, dass man mal einen Euro mehr zahlen muss.“

Fahrschulbetreiber Jacek Geisler entwickelt ein eigenes ganz spezielles Angebot als Folge der Preisentwicklung. In einem eintägigen Seminar erlernen Privatpersonen und Berufsfahrer in seiner Fahrschule „die wirtschaftliche Fahrweise.“Durch „bestimmte Tricks und Kniffe“ könn eman jährlich an die 1000 Euro an Spritgeld einsparen.