Kamen. .
Der Weg vom Computer zum Wickeltisch ist weit – jedenfalls für immer mehr junge Eltern, die die Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte und Familienplanung der Diakonie aufsuchen.
546 Beratungen zählt die Statistik in den Bereichen Schwangerschaft und Geburt im vergangenen Jahr kreisweit, und da ging es inbesondere bei jungen Paaren ganz oft um die Schwierigkeit, Computer und Chat zu ignorieren und sich stattdessen um den Familienzuwachs zu kümmern. „Das ist ein großes Problem, viele junge Eltern finden einfach nicht zu einem geregelten Tagesablauf“, sagt Christine Weyrowitz. Und auch die finanziellen Misere belastet: 334 der Beratungen wurden 2011 in Kamen geführt, und hier sind es überwiegend die schwierigen finanziellen Situationen, die geklärt werden müssen. Immer wieder betroffen sind alleinerziehende Mütter, junge Frauen, die sich noch in der Ausbildung befinden. „Die Tatsache, dass das Erziehungsgeld mittlerweile voll auf Hartz IV-Leistungen angerechnet wird, macht das Ganze nicht leichter“, sagt Christine Weyrowitz. Immerhin ist die Zahl der Schwangerschaftskonfliktberatungen um 20 Prozent zurück gegangen – allerdings werden im Vergleich zu den Vorjahren auch weniger Kinder geboren.
Durchweg positiv angekommen sind zwei Projekte, mit denen die Beratungstelle im vergangenen Jahr ihre Angebotspalette erweitert hat: Sechs Familienpaten konnten für das gleichnamige Projekt gewonnen werden und kümmern sich jetzt ehrenamtlich um Dinge, die Mütter und Väter im Alltag entlasten: Einmal in der Woche, mit einem Besuch im Zoo etwa oder einem Spaziergang mit dem Nachwuchs, damit Mama mal Luft holen kann, bieten Familienpaten Hilfestellung. „Wir haben geschaut, wer zueinander passt, und die Tandems, die sich inzwischen gebildet haben, funktionieren“, sagt Christine Weyrowitz. und noch etwas funktioniert: Die Fortbildung, die bisher für Erzieherinnen und demnächst auch für Grundschulleher angeboten wird – mit Blick auf sexualisierte Gewalt bei Kindern – stößt auf großes Interesse. Im Herbst soll mit der Schwangerschaftskonfliktberatung des Kreises noch das Projekt „Sichere Bindung für Eltern“ angestoßen werden.