Herscheid. . Horst Tadday aus Herscheid ist am Ende seiner Kräfte. Erst machte die Gesundheit dem Frührentner einen Strich durch die Rechnung vom Traumhaus, dann hinterließen die letzten Mieter Müll, Dreck und Schulden. Die Renovierungsarbeiten zwingen Horst Tadday in die Privatinsolvenz.

Als Horst Tadday das Haus seiner Mutter übernahm, standen einige Renovierungsarbeiten an: Ein neues Dach musste her, eine Garage wurde gebaut, über dem Eingang baute Tadday eine Überdachung, um die wetteranfällige Hausseite besser zu schützen. 50 000 Euro nahm Tadday dafür von der Bank auf. Finanzieren konnte der heute 63-Jährige das vor allem durch die Vermietung einer Wohnung im Obergeschoss.

Mieter haben mit Lampen geheizt

Im Februar 2010 zog ein Mann mit Hund in die Wohnung. „Am Jahresende wunderte ich mich über den hohen Stromverbrauch“, erzählt Tadday. Bislang habe er nur eine Nebenkostenpauschale genommen, da die Wohnung keine eigenen Zähler hat. „Ich habe den Mieter darauf angesprochen. Seine Antwort: „Gut, dann heize ich mal weniger mit dem Halogenstrahler“. Offensichtlich hatte der Mieter die Lampe zum Heizen benutzt, um Öl einzusparen.

Schwieriger wurde es im darauf folgenden Jahr, als der Mieter wohl von Juni bis September 2011 in Haft kam. „In dieser Zeit habe ich keine Miete bekommen“, sagt Tadday. Anträge der Arge seien aufgegeben, aber abgelehnt worden. Der Mieter sei wohl zurzeit in dieser Sache im Rechtsstreit mit der Arge, so Tadday. Eine Entscheidung steht noch aus.

In acht Wochen 1000 Liter Heizöl verbraucht

Im November sah Tadday den Mieter zum letzten Mal. Er hatte mündlich angekündigt, dass er ausziehen wolle, aber keine formale Kündigung eingereicht. „Er hat auch keine Schlüssel abgegeben.“

Der Winter wurde hart. Tadday ging das Heizöl aus. Bei Freunden lieh er sich Geld, „damit ich es wenigstens über Weihnachten warm hatte“. „Nach acht Wochen waren 1000 Liter Heizöl verbraucht.“

Vor wenigen Wochen, Tadday hatte seit Dezember nichts mehr von dem Mieter gehört, brach er schließlich unter Zeugen in die Wohnung ein. „Da traf mich der Schlag“, so Tadday. „Die Heizungen waren alle aufgedreht, in der Wohnung waren Temperaturen wie in einer Sauna.“ An den Fenstern kommt nun vor Feuchtigkeit die Tapete herunter, in der Küche steht seit Monaten eine Pfanne mit Essensresten. Der Hund hat Tisch- und Stuhlbeinen der mitvermieteten Möbel angeknabbert, überall liegt Kleidung, Papier und Müll. Tadday fällt ein Bild auf, das direkt unter der Decke hängt.

Vermieter muss zur Schuldenberatung

Als er es abnimmt, entdeckt er einen Wasserschaden. Eine undichte Stelle im Dach, die Folge: Schimmel.

„Ich müsste die Wohnung leerräumen und renovieren. Aber dafür fehlt das Geld.“ Die Bank sitzt ihm mit der Ratenzahlung für die Hypothek im Nacken, bei Freunden steht Tadday auch noch in der Kreide. Mit seiner Rente allein kann der Rentner nur minimal seine Schulden tilgen. „Aber das reicht nicht.“ Wieder ein Mieter, das helfe ihm. Aber dafür muss die Wohnung erst wieder in Ordnung kommen. „Ich kämpfe gegen Windmühlen“, sagt Tadday. „Ich werde wohl in die Privatinsolvenz gehen müssen.“ Kein einfacher Schritt, schließlich ist das Haus an der Lüdenscheider Straße sein Elternhaus. Doch das Haus verkaufen wird nicht einfach.

Ja, er schäme sich auch ein bisschen, sagt Tadday. „Die Leute im Dorf reden. Manche sagen sogar, ich stehe schon vor einer Zwangsversteigerung.“ So weit ist es noch nicht. Seine Hoffnung: Ein schneller Entscheid der Gerichte über die verbliebenen Mietschulden. Die Schuldnerberatung hat ihm zu Gesprächen mit der Bank geraten. „Bis Ende des Jahres darf ich keine Heizölschulden mehr haben.“

Tadday sucht nun Privatleute, die ihm mit ihren Erfahrungen helfen können, die als Rentner ebenfalls ihr Haus verkauft haben. Überall muss Tadday sparen. Ein Gang zur Tafel lohnt sich, aufgrund der Busfahrtpreise, für ihn nicht. Einmal im Monat geht Horst Tadday zum Yoga nach Herscheid. Diese zehn Euro, die er monatlich dafür aufbringen muss, will er sich bewahren.