Berlin. Konzernchef Rüdiger Grube muss bis zum Jahr 2020 allein aus Altersgründen 80 000 neue Mitarbeiter einstellen

Die Deutsche Bahn hat große Pläne: Sie will bis zum Ende des Jahrzehnts nicht nur sozialer, kundenfreundlicher und umweltschonend werden, Unternehmens-Chef Rüdiger Grube will auch weltweit an die Spitze der Transportunternehmen vorstoßen. Er plant, den Umsatz von zuletzt knapp 38 Milliarden Euro bis 2020 auf 70 Milliarden Euro nahezu zu verdoppeln. „Wir haben die strategische Ausrichtung der Bahn grundlegend überarbeitet“, sagte Grube bei der Vorstellung der Konzernbilanz.

Vom Börsengang ist derzeit keine Rede mehr. Die Geschäfte laufen auch ohne Aktien prächtig. 2,3 Milliarden Euro blieben vor der Zahlung von Zinsen und Steuern übrig. Netto waren es 1,3 Milliarden. Die Folgen der Finanzkrise hat der Konzern längst überwunden. Trotzdem ist der Vorstand noch immer bemüht, die Scherben des letzten Anlaufs an den Kapitalmarkt beiseite zu räumen. „Unsere Sympathiewerte sind verbesserungsbedürftig“, bekennt Grube.

Bei den 295.000 Beschäftigten und den Kunden haben Sparpakete und technische Probleme nachhaltig das Klima getrübt. Nun will der Vorstand das Image umkehren. Ein zentraler Ansatzpunkt ist das Arbeitsklima, das Grube verändern will. Zu den zehn besten Arbeitgebern will die Bahn bald gehören. „Wertschätzung“ und „Respekt“ sollen die Führungskräfte den Bahnern vermitteln.

Der erhoffte Kulturwandel hat gute Gründe. Denn das Durchschnittsalter des Personals liegt bei fast 50 Jahren. In diesem Jahrzehnt muss der Konzern allein um die aus Altersgründen ausscheidenden Beschäftigten zu ersetzen, bis zu 80.000 neue Leute einstellen. Wenn die Jobs bei der Bahn nicht attraktiver werden, ist der Austausch kaum zu schaffen. Höhere Kosten nimmt Grube dafür in Kauf. Der Bahnchef glaubt, dass zufriedene Mitarbeiter auch für bessere Leistungen sorgen und so Kunden gehalten oder gewonnen werden können. Damit die Führungskräfte sich für den Bewusstseinswandel ausreichend einsetzen, wurden beide Ziele bereits in die Vergütungssysteme eingezogen. Sind Kunden oder Beschäftigte unzufrieden, fällt der Bonus karger aus. Darüber hinaus will Grube auch mit leiseren Zügen und einem geringeren Energieverbrauch Punkte in der Öffentlichkeit sammeln.

Mehrausgaben beim Personal und bei einer umweltfreundlichen Technik halten den Vorstand nicht von ehrgeizigen finanziellen Zielen ab. Bis Ende des Jahrzehnts soll sich der Umsatz fast verdoppeln. Den größten Teil will das Unternehmen aus eigener Kraft dazugewinnen. Aber auch Zukäufe sollen die Bahn noch größer werden lassen.

Wachstumschancen sieht die Bahn vor allem bei den Gütertransporten. Während der Personenverkehr mit zehn Prozent bis 2020 nur mäßig wächst, legt der Warenverkehr in Europa um 35 Prozent zu. Das Frachtaufkommen zur Luft und zur See sowie die Logistik im Auftrag der Industrie verzeichnen demnach Wachstumsraten zwischen 60 und 100 Prozent. In diesen Sparten will die Bahn die höheren Einnahmen erzielen. Deutschland bleibe aber das Kernland des Konzerns, versicherte der Vorstandschef. Fast zwei Drittel der Erlöse kommen derzeit aus dem Inland.

Für die Strategie 2020 will Grube auch am Ende des Zeitraumes noch stehen. Das bedeutet auch, dass der Bahnchef auf eine Verlängerung seines 2014 auslaufenden Vertrages hofft.