Altena. .
Stadtplanerin Jutta Gruß-Rinck hat im Ausschuss für Stadtentwicklung ein Gestaltungshandbuch für die Innenstadt vorgestellt. Die darauf aufbauenende Gestaltungssatzung soll noch dieses Jahr folgen.
So schön könnte Altena sein, insbesondere an der einen Kilometer langen Lennestraße: Der Burgaufzug lockt solche Massen in die Innenstadt, dass sich auch Läden wieder mit Leben füllen. Ein historisch für die Region einmaliger Mix alter Herrenhäuser verstrahlt seinen traditionsreichen Charme bis in die Erdgeschosse. Lichtbänder und Leitsystem spannen den Bogen von der Lenne bis zur Burg. Baulücken füllen sich in den alten Fluchten, ohne zu historisieren. Die vielen kleinen Plätze laden dank passender „Möbel“ zum Verweilen ein. Dezente Schriften ersetzen schrille Neonreklamen. „Wenn alle leise reden, braucht keiner zu schreien.“
Die Stadtplanerin aus Düsseldorf fühlt sich inzwischen so heimisch in der Burgstadt, dass sie sich nun auch an die heißesten Eisen traut: die an vielen Stellen verschandelten und vernachlässigten historischen Fassaden in der Innenstadt. Im Auftrag der Stadt erarbeitete sie das 83-seitige Gestaltungshandbuch. Das zeigt den Ist-Stand und mit Fotomontagen oder Beispielen aus anderen Städten die Möglichkeiten. Darauf aufbauen will die Stadt stärker durchgreifen und Hausbesitzer zum Aufmöbeln bewegen. Grundsätzlich sollen die Altenaer Hausbesitzer animiert werden, mehr zu tun. Gruß-Rinck sieht es positiv: „Erst Regeln ermöglichen planerische Freiheit.“
Wer als Fremder von Norden nach Altena komme, dem biete sich ein „imposantes Bild“ knüpfte Gruß-Rinck am Positiven an. Diese Einmaligkeit der Stadt zwischen Burg und Lenne „muss in die Köpfe rein.“
Im Detail fällt ihre Stadtbildanalyse krass konträr aus:
„versaute Erdgeschosse“, zerstörte Symetrie der Fassaden, Werbung statt Stil, „Schandorte“, ein Hang zum „klein, klein“.
Große Gesten durch Blumen
Statt Stiefmütterchen rät die Stadtplanerin zur „großen Geste durch Blumen“, sie will Plätze durch das Entfernen von Hecken öffnen und den überall verteilten kleinen Flächen neue Funktionen zukommen lassen.
Zwischen Stadtbücherei und dem künftigen „neuen Tor zur Burg Altena“ stehen zwölf unter Denkmalschutz gestellte Häuser. Fachleute stufen weitere 17 Häuser den in die Kategorie „Unbedingt zu erhaltende Gebäude“ ein. Die Lenneseite sei kein Hinterhof, mahnte die Fachfrau, nicht nur die Lennestraßen-Fassaden zu sehen.
Keine Rücksprünge oder Flachdächer
In Anlehnung an die historischen Straßenzüge empfiehlt die Fachfrau, Gebäudevor- und -rücksprünge auszugleichen, Flachbauten oder niedrige Häuser aufzustocken.Anstelle der dicken Beton-Blumenkübel sollten schlanke Tröge und Sitzgelegenheiten aufgebaut werden. Den Bereichen am Markaner und vor bzw. hinter dem Stapel-Center komme eine besondere Bedeutung durch ihren Tor-Charakter zu. Die heute dunklen Durchgänge zur Promenade sollten mit Licht illuminiert werden.
Die Fußgängerzone samt Krämerdorf und einer Konzentration auf „qualitätvollen Einzelhandel“ kennzeichnet die Referentin als „Dreh- und Angelpunkt der Innenstadt“.
Jutta Gruß-Rinck mahnte: „Baukultur ist Wirtschaftsförderung.“ Die Schlüsse aus dem Gestaltungs-Handbuch sind bereits gezogen. Eine Satzung soll Hausbesitzer demnächst enge Grenzen bei der Gestaltung ihrer Fassaden geben. Der Entwurf bedürfe noch einer „Abstimmung“, vertröstete Bereichsleiter Balkenhol die Politiker auf die nächste Sitzung des Ausschusses. „Was „schön“ sei, darüber gebe es sicher unterschiedliche Auffassungen. Aber es sei möglich, „das Schrecklichste durch eine Satzung auszuschließen.“